In solch vertrauter Position trage ich sie aus dem nächtlichen Plattensee zurück Bank, wo ihr Badetuch wieder auf uns wartet. Leichtes Frösteln beschleunigt unser Abtrocknen.
Nachdem wir unsere teilweise nassen Sachen wieder angezogen haben, schiebe ich sie zu ihrem Hotel. Es liegt zwei Häuser neben meinem. Der Nachtportier sieht uns verdutzt an.
Es folgt ein langer Gute-Nacht-Kuss, der mich schlagartig wieder in Stimmung bringt. Sie lächelt mich an.
„Ich schlafe leider mit Oma in einem Zimmer“. Es klingt wehmütig. Dann rollt sie zum Fahrstuhl und während sich die Türen schließen winkt sie noch mal.
„Jó eszakát“ kommt vom Portier und ich erwidere seinen Gruß. Dann gehe ich zwei Häuser zurück.
Am nächsten Morgen bin ich schon früh wach. Ich esse ein Brötchen im Gehen und stehe zehn Minuten später im Foyer ihres Hotels. Die Rezeption ist noch leer und so bitte ich den Diensthabenden im Zimmer des Mädchens mit dem Rollstuhl und ihrer Oma anzurufen.
Der Angestellte fährt mit dem Finger die aktuelle Gästelist ab.
„Tut mir leid. Die Beiden sind heute Morgen schon sehr früh abgereist.“
„Und wohin“ frage ich verdattert.
„Das darf ich Ihnen leider nicht sagen. Heißen Sie Imrish?“
Ich nicke wortlos.
„Dann ist der hier für Sie!“
Mitfühlend reicht er mir einen Umschlag, den er unter dem seinem Tisch hervorholt.
Ich bedanke mich und gehe zu einer Sitzgruppe am anderen Ende des Foyers.
Hier öffne ich den Brief: in einer sehr schönen Handschrift bittet sie mich um Verzeihung, dass sie sich so von mir verabschiedet.
„Ich hatte Angst uns beiden weh zu tun und ich wollte diese unglaubliche Nacht so in Erinnerung behalten. Ich werde aber nächstes Jahr wiederkommen und zwar um die gleiche Zeit. Wirst du dann auch hier sein?
Alles Liebe Angela.
Ich stehe wie betäubt auf und gehe in mein Hotel zurück.
Sie hielt Wort und kam wieder, zur gleichen Zeit.
Diesmal war ihre Oma nicht dabei, dafür ihr Ehemann.
Ich sah sie nur einmal, danach reiste ich mit meinen Erinnerungen ab.
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