Silke blickte auf die Uhr. Gleich fünf. Oliver würde heute sicher etwas früher kommen. Sie sprang rasch unter die Dusche, wobei sie peinlich auf den Erhalt ihrer neuen Frisur achtete, schlang ein Badetuch um ihren Körper und eilte zurück in das Schlafzimmer. Ein Liedchen trällernd schlüpfte sie in Unterwäsche und Kleid. Sich von allen Seiten im Spiegel betrachtend fand sie, sie sei doch noch ein ganz flotter Feger. Das Kleid umschmeichelte ihre Figur, die Frisur war ebenfalls ein Hingucker und ihre Beine waren zweifellos vorzeigbar. Zufrieden stöckelte sie zurück ins Badezimmer, zog die Schuhe aus und widmete sich dem Make up. Nachdem Wimperntusche, Lidschatten und Rouge aufgetragen waren, probierte sie den Lippenstift aus, zu dem ihr Tina geraten hatte. Sie öffnete ein wenig ihre glänzenden Lippen, ließ die makellos weißen Zähne durchschimmern und sah mit halb geschlossenen Lidern in den Spiegel. Oliver, jetzt kannst du kommen!
Wie auf Kommando drehte sich der Schlüssel im Schloss zur Wohnungstür. Rasch schlüpfte Silke in die Schuhe und ging ihrem Mann entgegen, der im Flur einen großen Blumenstrauß aus dem Seidenpapier wickelte. Er starrte sie an und vergaß die Blumen in seiner Hand.
„Donnerwetter!“ entfuhr es ihm ein wenig burschikos. „Habe ich mich in der Tür geirrt oder hast du dich tatsächlich so in Schale geworfen! Lass dich mal ansehen…“
Silke drehte sich einmal um die eigene Achse und warf sich in Pose.
„Na? Wie gefalle ich dir?“
„Du siehst umwerfend aus, Liebling. Und die Frisur erst!“
„Wie findest du sie? Hat mir ein Lehrling mit einem Faible für die Gothik-Szene verpasst.“
„Wenn ich den vorher-nachher-Vergleich anstellen soll, würde ich sagen: vorher Gundula Gause, nachher Luzia Braun. Vielleicht sollte ich deinen Lehrling auch mal in Anspruch nehmen, um mich ein wenig aufzupeppen.“
Silke lachte herzlich über den, wie sie meinte, nicht unpassenden Vergleich.
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