Als es endlich am Forsthaus angekommen war, klopfte es an die Tür. Ein stattlicher Mann mit weißen Haaren, einem langen weißen Bart und einem großen roten Mantel öffnete ihm. Das Rotbäckchen trat ein. Staunend blickte es sich um und seine Augen leuchteten. So sehr erfreute es, was es sah. Rundherum war alles festlich geschmückt. An einem großen Tannenbaum brannten unzählige Kerzen und vor dem Kamin, in dem ein knisterndes Feuer wohlige Wärme verbreitete, stand auf einem riesigen Bärenfell ein großer brauner Sack, der mit silbernen Glöckchen verziert war.
Die Begeisterung seines Rotbäckchens freute den Weihnachtsmann und er wollte gerade fragen, ob es artig gewesen sei, da bemerkte er dessen frivole Gewandung und seine Frage blieb ihm im Halse stecken. Seine Züge verhärteten sich und seine Augen blitzten. Er baute sich in voller Größe vor Rotbäckchen auf und polterte: „Wie kannst Du es wagen, mir so unter die Augen zu treten? Wo ist dein Höschen?“
Von der Schärfe in der Stimme zuckte das Rotbäckchen erschreckt zusammen. Ihm war, als schlügen die zornigen Blicke des Weihnachtsmannes solche Funken, dass sie Hitzewellen durch seinen nur notdürftig bedeckten Schoß jagten. Beschämt senkte es den Kopf und ohne recht zu wissen, was es tat, antwortete es: „Das hat der böse Wolf.“
Sprachlos vor Verwunderung schaute der Weihnachtsmann auf das Rotbäckchen herab. Er schnaubte verächtlich.
Auf der Suche nach einer Erklärung wirbelten die Gedanken durch Rotbäckchens Kopf, dass ihm schwindelte. „Das war so,“ begann es schließlich stockend und blickte den Weihnachtsmann mit dem treuesten Augenaufschlag an, den die Welt je gesehen hatte. „Wie ich in den dunklen Wald kam, begegnete mir der böse Wolf. Er bleckte seine scharfen Zähne und ich fürchtete mich sehr. Mit blutunterlaufenen Augen schlich er um mich herum. Ich wagte nicht, mich zu rühren und flehte ihn an: „Lieber, guter Wolf, bitte, bitte lass mich gehen. Der Weihnachtsmann erwartet mich.“ Aber statt zu antworten, trat er immer näher, stieß seine Schnauze unter meinen Rock und seine kalte Nase drängte sich gegen meinen Schoß. Panische Angst fuhr mir in die Glieder, dass ich mich vor Schrecken nass machte.“
Ein sehr schönes erotisches Märchen
schreibt Franck