Schweizerdeutsch sollte man unbedingt mitzählen.“
Sie starrte mich an, weitete die Augen, nahm meine Hände, fuhr über die Finger, einzeln, und sagte leise, aber bestimmt: „Fünf Sprachen fließend. Gleitend, sollte man eher sagen. Fingersprache sollte man unbedingt mitzählen.“
Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.
„Mein Schweizer Chef spricht gut Englisch, aber er will mich bei den Verhandlungen dabei haben, als Sicherheit, ich bin gelernte Konferenz-Dolmetscherin. Aber dann kann ich keine Notizen machen und muss hinterher mühsam die Tonaufnahme transkribieren. Machen Sie für mich Notizen, das können Studenten doch. Seien Sie mein Sekundant.“
„Sekundant im Verhandlungsduell. Gut. Ich kann auch die Verträge prüfen. In beiden Sprachen, ich bin gut darin.“
„Also einverstanden?“
„Warten Sie… na gut, vielleicht könnte ich wirklich…“
„Umso besser. Ich bestelle gleich ein Zimmer für Sie.“
Mir blieb der Mund offen. Sie nahm das Telefon aus der Rücklehne. Sie wusste, wie es ging, mit Kreditkarte und so. Rief ihren Chef in der ersten Klasse an und sagte: „Du glaubst es nicht, ich habe einen Sekundanten gefunden. Er macht mit.“ Sie lächelte, und ich erstarrte. Was für ein Spiel hatte sie da mit mir gespielt?
„Halt. Was für ein abgekartetes Spiel spielen Sie da mit mir? Ich dachte, ich… Sie… wir… aber wenn das alles nur den Zweck hatte, einen Sekundanten zu finden, dann…“
Sie steckte das Telefon in die Halterung zurück und senkte den Kopf, der dunkelrot anlief. Dann warf sie ihn nach vorn.
„Wofür halten Sie mich? Für eine Hure, die einen willigen Mitarbeiter anschafft?“
„Erklären Sie es mir. Ich verstehe gar nichts mehr.“
„Es gibt nichts zu erklären. Es ist einfach passiert. Und daran sind Sie ebenso schuld wie ich.“
„Schuld?“
„Na ja. Ursache. Sie sind… ich wusste ehrlich nicht…“
„Warum haben Sie keinen Sekundanten mitgenommen, wenen das so wichtig ist?“
„Ist es nicht. Es ist nicht lebenswichtig.
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