Ein ganzes Glas Rotwein, das ich in der Hand hielt, auf ein neues, weißes Kleid. Das vergisst man nicht, aber auch den Grund dieser tragischen Komödie werde ich nie vergessen.“
„So gegen Abend hielt ein Auto vor dem Hotel und ein Mann kam aufgeregt in die Rezeption gerannt. Er habe in seinem Wagen einen verletzten Menschen sitzen, der hier herwollte, aber jetzt nicht mehr aussteigen könne und ob wir ihn übernähmen. Wer saß im Auto? André Grafner, totenbleich, aufgelöst, jammernd. Wir hievten ihn mit vereinten Kräften heraus, brachten ihn in die Halle und legten ihn auf das breite Ledersofa am Kamin. Es stellte sich später heraus, dass sein linkes Knie zerschmettert war. Oder war es das rechte? Egal, jedenfalls passierte das Malheur bei einem höchst seltsamen Autounfall, den er uns haarklein erzählte, nach ein paar Cognacs und trotz seiner Schmerzen, während wir auf das Sanitätsauto warteten. Und ich doofe Kuh habe dann, als ich die Geschichte gehört hatte, so unbändig gelacht, dass in meinem Rotweinglas ein Tornado entfacht wurde. André wollte Holz für den Kamin in der Halle holen. Er fuhr, wie schon so oft, die Bergstraße hoch, bog in einen Waldweg ab und erreichte nach einem halben Kilometer eine Lichtung, auf der die großen Holzscheite gestapelt waren, die er abholen sollte. Schon beim Hineinfahren in den Wald, sagte er, seien ihm ungewöhnlich viele Vögel aufgefallen. Vögel, die herumflogen und krächzten und auf Bäumen saßen, auf Ästen, auf gefällten Baumstämmen, auf dem Boden. Überall flogen und saßen und hüpften diese Viecher in großer Zahl. Er meinte, es waren Krähen, aber solche, wie es sie hier normalerweise nicht gibt, Wanderkrähen meinte er, Wanderkrähen aus Sibirien, Wanderratten der Lüfte. Jedenfalls machten sie ein Riesenspektakel, als er anfing, die Holzscheite in den Bully zu laden. Erst kamen einige wenige auf ihn zugeflogen, machten Scheinangriffe und krakeelten, wie er noch nie Vögel krakeelen gehört habe.
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