Verflucht, sie war bestimmt keine achtzehn mehr, aber wie konnte er ihr nur dieses kleine, pummelige Dummchen vorziehen? Oder hatte er, weit entfernt von seiner Ehefrau, sowieso nur einen schnellen Fick gesucht? Lea schüttelte den Kopf und seufzte. Egal! Was passiert war, war passiert und sie wusste, dass sie dringend eine Ablenkung benötigte. Entweder konnte sie durch die Clubs ziehen und versuchen, sich einen One-Night-Stand an Land zu ziehen, oder aber sie fuhr in ihr Büro und lenkte sich mit Arbeit von schlimmeren Gedanken ab. Um nicht möglicherweise noch mehr enttäuscht zu werden, hatte sich für die letzte Variante entschieden.
Als sie schließlich an der Eingangstür ihrer Firma angekommen war und den schweren Schlüsselbund aus ihrer Handtasche gekramt hatte, fluchte sie gedämpft. Irgendein Idiot hatte schon wieder vergessen, die Alarmanlage scharf zu schalten.
Murrend betrat sie die nur vom schwachen Mondlicht erhellte Eingangshalle. Sie verzichtete darauf, das Licht einzuschalten und schritt zielstrebig zu ihrem Büro, als scheinbar aus dem Nichts heraus ein Arm um ihre Taille geschlungen wurde und sich eine Hand mit einem ekelig riechenden Wattebausch auf ihr Gesicht presste. Vor Schreck holte sie tief Luft, um einen Schrei auszustoßen und im nächsten Moment umfing sie tiefe Dunkelheit.
***
Langsam tauchte Lea aus ihrem Dämmerzustand auf. Ihr war schwindelig und übel, daher verzichtete sie darauf, die Augen zu öffnen um ihrem Magen nicht noch mehr Grund zur Revolte zu geben.
Unter ihrer Wange und ihrer Hand spürte sie den weichen Teppichboden der Büroräume und der Geruch ihres bevorzugten Raumdufts verriet ihr, dass sie in ihrem eigenen Büro lag.
Der Klang der zwei dunklen Männerstimmen hatte sie aus ihrer Bewusstlosigkeit gerissen und Lea vermutete, dass ihr Erwachen bislang noch unbemerkt geblieben war, da Beide ihre Unterhaltung ungestört fortsetzten.
„Dad, was willst du denn jetzt mit ihr machen?“ fragte der Eine.
„Hm, laut ihren Papieren ist sie die Leiterin des Rechnungswesens“ antwortete ihm der Andere und Lea lief bei dem warmen, tiefen Timbre in seiner Stimme ein leichter Schauer der Erregung über den Rücken. „Also ist das hier ihr Büro. Und da der Tresor auch hier steht, gehe ich mal ganz schwer davon aus, dass sie weiß, wie man ihn öffnet“ fuhr er fort.
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