Noch einmal küsste er sie und erhob sich dann seufzend.
Lea hörte das Rascheln von Stoff und kurz darauf zog er den Schal von ihren Augen. Sie blinzelte in das schwache Licht, streckte sich wohlig und schlüpfte wieder in ihre Kleidung. Dann trat sie vor den Tresor, tippte den Zahlencode ein, ließ ihren Fingerabdruck scannen und öffnete schließlich mit Hilfe des Handrades die schwere Tür.
„Bitte sehr!“ Sie machte eine einladende Handbewegung und trat beiseite. „Bedien dich.“
Der verdutzte Ausdruck in seinen Augen ließ sie schmunzeln und sie wartete gespannt, bis er den Inhalt des Safes in Augenschein genommen hatte.
„Du hast nicht gelogen. Was hier drin ist, lohnt die Mühe wirklich nicht.“
Er drehte sich zu ihr um und sah ihr einen Augenblick versonnen dabei zu, wie sie auf dem Schreibtisch sitzend mit den Beinen schlenkerte. Grinsend erhob Lea sich und ging zu einem Regal neben dem Tresor. Sie zog einen großen Pappkarton heraus, der laut seinem Aufdruck Kopierpapier enthielt und entfernte den Deckel sowie einige Blätter weißes Papier. Die sauber gestapelten und noch mit Banderolen versehenen 500-Euro-Scheine darunter ließen ihm den Atem stocken.
„Ich habe auch nicht gelogen, als ich dir gesagt habe, dass du hiernach woanders suchen musst.“
Sie drückte ihm den Karton mit Schwung in den Arm.
„Ich gehe mich jetzt etwas frisch machen. Und danach sei bitte so lieb und verzurre mich fest, aber möglichst bequem auf einem Stuhl. In einer halben Stunde dreht der Sicherheitsdienst seine übliche Runde. Dann solltet ihr besser nicht mehr hier sein.“
***
Die Sonne schien warm auf ihre Haut und von der Terrasse des beliebten Bistros hatte man einen guten Blick auf das rege Treiben des Marktplatzes. Lea trank noch einen Schluck Eiscafé und lehnte sich zufrieden seufzend zurück.
Da der Polizeipsychologe bei ihrem heutigen Termin der Meinung gewesen war, dass sie das erlittene Trauma des Überfalls noch nicht zur Gänze verarbeitet hatte, waren ihr noch mindestens zwei Wochen des süßen Nichtstuns vergönnt. Vorher sollte sie auf ärztliche Anordnung auf keinen Fall an ihren Arbeitsplatz zurück kehren! Immerhin hatte sie bei dem Raubüberfall Todesängste ausgestanden, als sie vier maskierten, bewaffneten und brutalen Gangstern ausgeliefert war, die sie mit stark osteuropäischem Akzent bedroht und gezwungen hatten, den Tresor für sie zu öffnen.
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