Ich gebe es zu. Auch diese Geschichte entspricht nicht so ganz den moralischen Grundvorstellungen unserer Gesellschaft. Und doch teile ich sie gerne mit Euch. Aber die Summe ist mehr als ihre Teile. Ich werde und wurde als schlimmer wahrgenommen, als ich wirklich war. Das hat auch zu meinem Tod durch eine Giftspritze in einem Pariser Gefängnis geführt.
Sakura war eine wundervolle Japanerin. Ich hatte sie erst einmal untersucht und war schon damals überrascht von ihrem hinreißenden Japanerinnen-Körper. Dieses Mal wurde sie von Monsieur Huguenot, ihrem Gatten, seines Zeichens ein Anwalt, in meine Praxis begleitet. Als Sakura im Wartebereich aufgerufen wurde, verwöhnte ihr Ehemann sein Weibchen mit einem langen Zungenkuss. Die Hand ließ er an ihrem Hintern ruhen. Dann zwinkerte er mir zu. Offenbar hatte es sich herumgesprochen, dass ich in meiner Praxis ab und zu eine Frau zum Blühen bringe. Dieses Augenzwinkern, ein Zeichen unter Männern, signalisierte Einverständnis. Das Einverständnis des Anwalts, dass ich mit seinem Schätzchen tun durfte, was auch immer ich wollte. Hauptsache, sie war am Abend schärfer als ein am Eiffelturm-Gestänge gewetztes Messer.
Ich empfing Sakura routiniert, an meinem Schreibtisch, und scrollte durch ihre Patientinnendokumentation. Ich hatte nichts Besonderes vermerkt. Das Besondere an meinen Dokumentationen ist höchstens, dass ich zu jeder Patientin ein Nacktfoto in Frontalansicht hochlade. So weiß ich auch gleich, wen ich vor mir habe. Das Foto von Sakura versetzte mich in Schnappatmung. Wie sie da stand, scheu lächelnd, mit ihren kleinen, kecken Brüsten, ihrem flachen Bauch und einem Busch, der jeden Afrikaner neidisch gemacht hätte… ich konnte den weiteren Verlauf der Untersuchung kaum erwarten. Natürlich ließ ich mir nichts anmerken, und was meine Lust oft etwas schmälerte, war die Anwesenheit von Elena, meiner neuen Praxisassistentin. Sie war strenger als ihre Vorgängerin, was Untersuchungen anging. In Elenas Gegenwart konnte ich den Frauen noch weniger nahe kommen als sonst schon. Akribisch verfolgte Elena meinen Blick, meine vegetative Reaktion auf die halbnackten Patientinnen, die Bewegungen meiner Hände am weiblichen Geschlecht. In Elenas Gegenwart fühlten sich die Frauen sicher. Gleichzeitig schätzte ich die junge Praxisassistentin unermesslich. Hinter ihrer Strenge vermutete ich eine junge Französin, die sich knacken ließ. Alles eine Frage der Zeit. Die Frage war nicht, ob, sondern, wann.
Sakura und die Liebe
Die Memoiren des Dr. Jeanrenaud
14 8-13 Minuten 0 Kommentare

Sakura und die Liebe
Zugriffe gesamt: 1914
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.