So weinte sie in ihre Kissen, aber sie gab nicht auf. Und als sie ihr Geschäft eröffnete, war sie auf eine ganz andere Weise glücklich als sie so lange geträumt hatte. Sie war verletzt worden, aber sie hatte sie sich hochgerappelt. Sie konnte nicht einfach sagen, Reisende soll man nicht aufhalten. Sie hing noch immer an diesem Schuft, aber sie wollte ihn nie wiedersehen. Sie blickte nach vorne und jede der wenigen Damen und Herren, die sich zu ihr verirrten, bediente sie fürstlich, in der Hoffnung, sie mögen wiederkommen. Jeder Haarschnitt war wie ein kleines Fest, denn das war das Herz ihres Traumes und es unterbrach das öde Warten im leeren Geschäft, in der sie so viel Zeit hatte, über alles nachzudenken. Weil sie dringend Geld einnehmen musste, bot sie für viel beschäftigte Kunden auch Termin nach Vereinbarung an. Und jetzt wartete sie auf einen telefonisch angekündigten neuen Kunden, der erst um 20 Uhr Zeit hatte. Es hatte sich nicht gelohnt, zwischen offiziellem Geschäftsschluss mit dem folgenden Aufräumen noch nach Hause zu gehen.
Eine halbe Stunde hatte sie noch und so recht wusste sie nicht, was sie anfangen sollte. Ihre Zeitschriften kannte sie schon auswendig und an Buchführung gab es nichts zu machen. Susi hatte sich schön gemacht, für den Kunden und für sich selbst, weil sie heute endlich wieder einmal ausgehen wollte, irgendwohin, wo sie weder Freundinnen noch Verflossenen treffen würde, irgendwohin, wo sie vielleicht allein wäre, aber sich eben einen schönen Abend unter Menschen gönnen konnte. Und wer weiß, vielleicht lernte sie auch jemanden kennen. Wie sie da so versonnen im Spiegel prüfte, ob alles passte für ihren Auftritt jetzt und danach, musste sie sich eingestehen, dass alles an ihr stimmte. Ihr Lächeln war sympathisch, ihre von den missgünstigen Freundinnen als etwas angestaubt belächelten blonden Locken passten hervorragend zu den Rundungen ihres Gesichts und ihre Figur war atemberaubend. Ihre helle Bluse knöpfte sie auf und ließ sie zu Boden gleiten, dann öffnete sie den Reißverschluss ihres engen, schwarzen Minirockes und schälte sich aus ihm. BH und Slip waren ein zarter rosa Hauch von nichts, die weder ihre kleinen festen Brüste noch ihren Venushügel wirklich verbargen. In hohen Schuhen und halterlosen Strümpfen stand sie so neben dem Frisierstuhl und guckte in den Spiegel.
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