Samum - Der heiße Wind der Wüste

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Samum - Der heiße Wind der Wüste

Samum - Der heiße Wind der Wüste

Jürgen Lill

Nach Kara ben Nemsi hielt Leo jedoch vergebens Ausschau. Und da Lindsay voll und ganz in seinen Pflichten als Gastgeber aufging, fühlte Leo sich bald sehr unwohl unter all den ihm fremden Personen. Er verließ die Messe und ging an Deck, um die laue Abendluft unter dem funkelnden Sternenzelt zu genießen. Doch er blieb nicht lange allein. Nach wenigen Minuten trat Tahar ben Bahri zu ihm an die Reling.
„Der Wind weht heiß vom Land der Wüste“, sprach der Beduine ihn mit melodischer Stimme und in einem erstaunlich guten Englisch an. „Heißer jedoch sind die hitzigen Gespräche unter Deck. Zuviel Alkohol und zu viele Debatten über Politik, wo sich doch alle nur über meine bevorstehende Vermählung freuen sollten.“
Leo wandte den Kopf und sah den jungen Fürsten an, dem als Moslem die Freuden und Leiden des Alkoholgenusses verwehrt blieben.
„Freut Ihr Euch darauf?“
„Natürlich! Was Allah füreinander bestimmt hat, kann es nicht erwarten, zueinander zu finden.“
„Sieht Eure Braut das auch so, Hoheit?“
Tahar öffnete den Mund, schloss ihn jedoch wieder und dachte einen Moment über die Frage nach, während er an Leos Seite über das Meer blickte. Erst nach einigen Sekunden sagte er: „Fast hätte ich geantwortet: Ja! Aber ich darf nicht für meine Braut sprechen, solange wir noch nicht vermählt sind. Ihr werdet sie am Tage unserer Vermählung sehen und könnt sie dann selbst fragen … Und nennt mich nicht Hoheit.“
Eine Weile herrschte Schweigen. Und da Leo keine Anstalten machte, dieses zu brechen, ergriff Tahar nach einer Weile wieder das Wort, indem er in fragendem Ton sagte: „Euer Name ist Old Surehand, weil Ihr ein unübertrefflicher Schütze seid?“
„Wer sagt das?“
„Sir David Lindsay!“
„Lord Lindsay übertreibt gerne.“
„Würdet Ihr mir trotzdem die Ehre erweisen, morgen am großen Wettschießen teilzunehmen?“
„Sir David hat mir davon erzählt. Aber ich schieße nicht gerne, und schon gar nicht aus Eitelkeit.

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