Sandalen

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Sandalen

Paul Magallas

Er stieg die Treppe hoch. Die Wohnung seiner Gastgeber war im dritten Stock.
Auf dem ersten Absatz kam er an einem offenen Schuhregal vorbei. Die Sandalen stachen ihm sofort ins Auge. Damen-Sandalen, ein Hauch von nichts. Er zartes Band neben dem großen Zeh, ein ebenso dünnes hinten um die Ferse. Das war’s. Mehr brauchte es nicht, um die darin gehenden Füße zu halten. Er konnte nicht stehen bleiben, um sich allen Phantasien, wie die dazugehörigen Füße wohl aussähen, zu überlassen. Die Gastgeberin rief schon von oben nach ihm. „Geht dir die Puste aus bis zum dritten Stock?“ Von wegen. Seine Puste ginge gerade in ganz andere Richtungen.
Den ganzen Abend wurde er das Bild der Sandalen nicht los. Am liebsten hätte er die Party verlassen, um vor diesen Schuhen seine Andacht zu verrichten. Als er – es war weit nach Mitternacht – leicht beschwipst die Treppe herabkam, wagte er nur einen flüchtigen Blick auf die Sandalen. Sie standen immer noch da – so unschuldig und verführerisch wie vorhin. Weil er ihr Bild in sich wusste, ging er rasch weiter.
Daheim angekommen, schlief er schnell ein. Als er im Morgengrauen wach wurde, waren die Sandalen sofort wieder da. Jetzt hatte er alle Zeit der Welt, sich auszumalen, wer darin geht.

Für ihn war klar, dass es nackte Füße waren, die die Zehen vorne einparkten und sich an der Fessel halten ließen. Seine Obsession für nackte Frauenfüße lieferte ihm schnell Bilder, wie seine erträumten Füße aussehen müssten: Lang und schlank, mit wohl gepflegten Zehen. Für ihn mussten sie gar nicht bemalt sein. An der Fessel waren sie verjüngt und verengten sich zur Sehne hin. Die Füße hatten eine erotische Wölbung. Er stellte sich vor, wie er die Füße einzeln in die Hand nahm, der Wölbung entlangfuhr. Er führte sie an den Mund. Die Lippen wiederholten die Markierung. Sein Mund gierte danach, jeden einzeln Zehen zu beknabbern, zu lecken und zu lutschen.

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