Santa Christina Rosso

Vor mir lag der aus einem Schreibblock gerissene Zettel, auf den Angela hastig ihre Mobil-Nummer gekritzelt hatte. Ich hatte sie, eine alte Freundin aus Studientagen, zufällig auf dem Bahnhof getroffen, aber sie musste zum Zug und hatte in diesem Moment keine Zeit zum Plaudern.
Zeit, sie mal anzurufen. Ich wählte. Ein verschlafen klingender Mann nahm ab: „Tom … hallo?“
„Äh, hier ist Maike. Ist Angela da?“
„Hier gibt’s keine Angela, da hast du dich wohl verwählt.“
„Oh … sorry!“, antwortete ich verschreckt.
Tom wollte wohl witzig sein: „Kein Problem. Ich bin ohnehin gerade geweckt worden. Das Telefon hat geklingelt …“
Ups, ich legte vor Schreck grußlos auf. Hatte ich mich verwählt? Lag es am Rotwein, den ich heute Abend schon verkasematuckelt hatte? Oder an den von Angela dahingeschmierten Ziffern? … Wie auch immer, das war wohl nichts.
Und was schlief der Kerl überhaupt schon? Unerhört, es war gerade mal 21.45 Uhr. 10 Minuten und ein Glas Rotwein später versuchte ich es erneut.

„Tom, hallo?“ Uups ... Ich schwieg.
„Ist da wieder Maike, die Spättelefoniererin?“
„Ja, sorry. Habe ich dich wieder geweckt?“
„Nein, keine Angst, wenn ich hochgeschreckt werde, kann ich lange nicht einschlafen.“
Touché, das saß! Obwohl … er klang gar nicht wirklich sauer, mehr so ein bisschen erheitert … und er hatte eine schöne Stimme.
„Und nun?“, frage ich zaghaft.
„Und nun? Und nun könntest du mich ein bisschen entertainen, wo ich schon einmal wach bin. Du wolltest doch anscheinend unbedingt reden. Vielleicht kannst du mich in den Schlaf quatschen.“ Er kicherte.
„Frecher Lümmel!“ Ohne groß nachzudenken, wohin das führen würde, redete ich weiter:
„Was würdest du denn jetzt machen, wenn ich auflege?“
„Nun lass mich nachdenken … dann müsste ich zu meiner Einschlaftechnik greifen … ich würde vielleicht das ‚Handmännchen‘ kommen lassen.“
„Was würdest du? Ich verstehe nicht …“
„Echt nicht? … Wann werden Männer schläfrig? Das wirst du doch wohl wissen … Ich gebe dir einen Tipp: Mütze Glatze, Mütze Glatze.“