Mein Kollegin Simone und ich hatten bereits zwei anstrengende Arbeitstage hinter uns, um alle Vorbereitungen für die große Wiedereröffnung unserer umgestalteten Boutique zu treffen. Obwohl wir uns beide mächtig ins Zeug legten, hatten wir so gut wie keine Unterstützung von unserer Vorgesetzten, der Boutique-Inhaberin. Sie stürmte nur kurz herein, warf einen schnellen Blick über die Regale und Ständer, um sicherzustellen, dass die bestellten Waren ordnungsgemäß geliefert worden waren, und nahm uns dann kurz und eher formell in die Arme.
„Verlasst euch auf euch selbst, Mädels. Ihr werdet das schon hinkriegen“, sagte sie mit einer Selbstverständlichkeit, als ob es das Leichteste der Welt wäre. „In zwei Tagen eröffnet ihr um Punkt neun Uhr morgens diesen Laden. Leider habe ich an diesem wichtigen Tag andere Verpflichtungen und kann nicht persönlich anwesend sein. Und vergesst nicht, jedem Kunden ein Glas Sekt anzubieten, so wie wir es besprochen haben!“
Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, machte sie schon Anstalten, das Geschäft wieder zu verlassen. Ich konnte nicht anders, als ihr hinterherzurufen, um noch eine klärende Frage zu stellen. „Warte mal, wer von uns beiden ist eigentlich für die Leitung verantwortlich, während der Eröffnungszeit? Simone oder ich?“
Sie hielt kurz inne, drehte sich zu uns um und rief: „Das ist doch ganz einfach zu regeln. Eine von euch übernimmt die erste Schicht von neun bis vierzehn Uhr, und die andere kümmert sich dann von vierzehn bis neunzehn Uhr um das Geschäft. Ist das nicht eine faire Aufteilung?“
Mit diesen Worten verschwand sie, als wäre alles in bester Ordnung, und ließ uns beide zurück.
Unsere Hoffnung war es, dass unsere Chefin auch in den kommenden Tagen und Wochen ihre lässige, unbeschwerte Haltung beibehalten würde. Schließlich waren wir diejenigen, die im täglichen Betrieb die Verantwortung tragen würden.
Saug dich satt!
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