Marion war ganz und gar mit dem Blumengiessen beschäftigt. Das Thermometer zeigte 32 Grad, und die Sonne brannte unbarmherzig auf die zarten Clematisblüten herunter, denen Marions Aufmerksamkeit galt. Sie trug einen engen blauen Rock und wandte der Welt ihren Hintern zu. Marions Arsch war eine Legende. Prall und rund wölbte er sich und dehnte den seidenen Stoff, der mit Blumenmustern bedruckt war. Eine Sonnenblume dehnte sich über Marions Pobacken und wirkte dermassen plastisch, dass Bienen und weitere Insekten starr in der Luft hängen blieben, Marions Hintern bestaunend, so, als fänden sie sich mitten in einer Kunstbetrachtung.
Marion ging barfuss. Sie war schon immer sehr naturverbunden gewesen, und der Steinboden des Vorplatzes ihres kleinen Hauses war angenehm kühl. Was Sie nicht ahnte, war, dass sie beobachtet wurde – und zwar nicht nur von Insekten.
Ihre Kinder waren in der Schule, ihr Mann Diego bei der Arbeit. Vor dem Abend würden sie nicht zurückkommen; Marion hatte den ganzen Nachmittag für sich und widmete sich ihrer Lieblingsbeschäftigung – der üppigen Pracht ihres liebevoll gepflegten Gartens. Sandro näherte sich ihr auf leisen Sohlen. Sandro, der Medizinstudent, der sich in der Nachbarschaft eingemietet hatte und schon oft, über den Gartenzaun hinweg, freundliche Gespräche mit der jungen Frau geführt hatte.
Er hatte mit Marion nicht nur freundliche Gespräche geführt, sondern auch schon tatkräftig zugegriffen, etwa wenn der Rasenmäher nicht ansprang oder Marion jemanden benötigte, der ihr beim Aufstellen der Leiter half. Sandro hatte ein feines Sensorium für Frauen, liebte die Details, etwa den Blick auf Marions glatt rasierte Achseln, während sie Äpfel pflückte. Er war von einer Unbeschwertheit, die Marion manchmal auch ihrem Partner gewünscht hätte. Wie es schien, war für diesen der Job als Versicherungsjurist alles andere als das pure Glück. Das hatte verschiedentlich Auswirkungen – etwa die, dass er sich viel zu wenig Zeit für die Kinder nahm – und Marion, die sich sehr nach körperlicher Nähe sehnte, verbrachte die Nächte allein vor dem TV, in ihren Pijama gehüllt, aber offen für alles, offen für Dinge, die nie eintreten sollten.
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