Schon als Rainer W. den schmalen Korridor betrat, das sanft gedimmte Licht wahrnahm und den Duft des frisch gelegten Kokosfaserteppichs wahrnahm, stellte sich bei ihm so etwas wie ein pawlow’scher Effekt ein: Er hatte sofort eine Erektion. Dabei kannte er Claudia K. kaum. Erst einmal war er bei ihr gewesen und hatte seine Füsse behandeln lassen – auf dringendes Anraten seiner Frau.
Rainer W. war keineswegs ungepflegt und für seine 54 Jahre sehr gut beieinander. Er hatte dunkles, gewelltes Haar, eine fein geschnittene Nase, grosse Hände, die zupacken konnten und gleichzeitig filigran wirkten, trug einen dunklen Sakko und hatte muskulöse Waden. Die Füsse, naja, waren vielleicht nicht ganz babyweich, sondern hatten an den Fersen eine Hornhautschicht, an der sich Rainer W.’ s Frau störte.
Beim ersten Besuch hatte sich Rainer W. nichts Besonderes gedacht. Er war Schulleiter, meist in Gedanken, und er hatte den Tag so geplant, dass er am frühen Morgen auf dem Arbeitsweg zur Podologin ging, um sich danach direkt in einen weiteren Management-Tag einzuklinken.
Claudia K. hatte ihn bei diesem ersten Besuch sehr herzlich empfangen, hatte ein geheimnisvoll-erfrischendes Lächeln auf den Lippen und einen offenen Blick, der direkt ins verlangende Männerherz zielte. Rainer K. hatte sich auf dem Behandlungsstuhl sofort entspannt und der jungen Frau sein Vertrauen geschenkt. Das Fussbad war angenehm warm gewesen und hatte ihn stimuliert. Nach den ersten, vermutlich ritualisierten, Kennenlernfragen hatte ein Wort das andere ergeben, und Rainer K. war sehr von Claudia K.’ s Offenheit überrascht gewesen. Von Männern war sie anscheinend immer enttäuscht worden, in ihren späten Zwanzigern bis dahin kinderlos geblieben, aber sie hatte diesen gewissen Schalk in den Augen, der verriet, dass ihr sexuelle Erfahrungen alles andere als fremd waren.
Die Schenkel der Podologin
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Die Schenkel der Podologin
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