Schmuckstücke

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Schmuckstücke

Peter Hu

Als ich das verabredete Café gleich neben dem Rathaus erreicht hatte, traf mich ein prickelnder Schock. Das Trio saß bereits draußen am Tisch und bestellte. Die Herren in besten Anzügen, Tanja in einem strengen, grauen Geschäftskostüm, welches gerade mal etwas Ausschnitt und kaum mehr als die zierlichen Knie frei ließ. Spießig, bieder, …der Kontrast hätte kaum größer sein können. Verlegen schlug ich die Beine übereinander, als ich endlich Platz genommen hatte. Wohl wissend, dass in jeder Sitzhaltung mein mehr nackter, als bekleideter Arsch, immer irgendwie sichtbar war.
Nicht, dass ich die Einzige war, die an diesem schönen Tag viel Haut zeigte. Doch im Kontrast zu meinen Begleitern, fühlte ich mich jetzt unglaublich nackt und ausgeliefert. Auf dem Hinweg hatte ich die Blicke noch genossen. Hier schämte ich mich plötzlich, …und meine Begleiter genossen es sichtlich. Sie bestellten ständig und unabhängig voneinander, so dass ständig ein Kellner gegenwärtig war, und mich natürlich mit seinen Blicken verschlang. Nach einer gefühlten Ewigkeit orderte Carlos schließlich die Rechnung.
Ich atmete auf. Auch wenn ich eigentlich nicht weiß, warum. Denn auf dem Weg wurde das Kontrast-Ding natürlich nicht besser. Im Gegenteil. Die anerkennend geilen Pfiffe der Jungs am Anfang hatte ich genossen. Nun tuschelten die Spießer. Auch wenn mich diese Missbilligung irgendwie erregte. Ich war froh, als wir endlich in die Gasse der Juweliere einbogen. Zwar war das Publikum hier noch spießiger, die Blicke noch pikierter, aber ich wusste, gleich würden wir dezent hinter einer Tür verschwinden. Ich bewunderte die stoische Gelassenheit meiner Begleiter…

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