Schokotropfen

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Schokotropfen

Schokotropfen

Frakel

Ich betrat den Raum und begrüßte die Gastgeberin und die Menschen, die mir bekannt waren oder vorgestellt wurden. Eh ich mich versah, befand ich mich in den Fängen einer Dame, die weder in mein Beuteschema passte noch durch Eloquenz Impulse in unsere Konversation einbrachte. Ich absentierte mich mittels einer fadenscheinigen Ausrede und ging Richtung Musik. Die Tanzfläche war gut gefüllt und in dem Raum war es sehr warm. Nicht gerade so, dass der Schweiß von der Decke tropfte, aber ausreichend, mir meinen Schweiß aus den Poren zu locken. Daher nahm ich erst mal ein Glas Sekt und beobachtete das Treiben, während ich mich akklimatisierte. Ich ließ meinen Blick schweifen und entdeckte eine Weiblichkeit, die ihre Tanzkünste zum Besten gab. Ethnologen würden ihre Art zu tanzen wahrscheinlich in die Kategorie Fruchtbarkeitstänze einordnen. Sie stand keine zwei Meter von mir entfernt und ich konnte die Wärme, die sie ausstrahlte, förmlich spüren. Ich betrachtete sie, als auf einmal mein Augenmerk auf einen kleinen Schweißtropfen fiel, der ihren Hals hinab lief. Nur den Bruchteil einer Sekunde hatte ich einen Blick auf den kleinen Delegierten ihrer Körpersäfte erhaschen können. Denn so schnell wie er entstanden war, so schnell verschwand er auch wieder in ihrem Kleid. Ihr Kleid war aus einem seidig schimmernden Textil und lag aufgrund der Hitze des Raumes derart eng an ihrem Körper an, dass sich jeder einzelne Rückenwirbel abzeichnete. Ich fing an, über ihr sexy Gewand und den kleinen Tropfen zu philosophieren. Das war dann wohl auch der Ausgangspunkt der folgenden Kognitionsintrospektive. Eben jener Moment, in dem die Realität zu Gunsten der Fantasie verblasst. Aus dem Schweißtropfen wurde auf einmal ein warmer Schokotropfen, auf den ich eifersüchtig war. Da ihr Kleid diesen erotisierenden Glanz besaß, musste ein beträchtlicher Anteil an Kunstfaser bei der Veredelung dieses textilen Blickfangs eingearbeitet worden sein. Demzufolge sollte der Schokotropfen sich nur bedingt mit dem Kleid vereinigen. Ein gewisser Anteil des Tropfens sollte sich ergo zwischen Kleid und Haut weiter seinen Weg hinab über den atemberaubenden Körper bahnen. Ich fragte mich, ob er den kürzesten Weg einschlagen würde? Oder würde er statt dessen den von meiner Zunge präferierten Weg wählen? Einen Wirbel hinauf und auf der anderen Seite wieder hinab. Um den nächsten Wirbel rechts herum, dann einmal links, ... usw. Den Arsch würden wir sicher auf gleichem Wege hinaufsteigen wie es Hannibal bei der Überquerung der Alpen damals tat. Nur den Abstieg von diesem wundervollen Gebirge würden wir sicherlich verschieden gestalten. Er würde auf Grund seiner physischen Pflichten gegenüber der Erdanziehungskraft so indiskret sein, bei dieser ersten Niederkunft sich direkt ihrem Hintereingang zu nähern. Ein solch forsches Vorgehen könnte ich nicht gutheißen. Vielmehr würde meine Zunge meinem Hirn Anweisung geben, meinen Kopf nach rechts zu neigen, damit sie den Part zwischen Po und Oberschenkel benetzen und genießen könne. Dies hätte zur Folge, dass mein Mund im Zuge des Geschehens dann vom Hirn Anweisung bekommt, zärtlich aber bestimmt zuzubeißen. Ich weiß nicht, was in meinem Hirn in diesem Moment vorging. Fakt ist, dass meine Fantasie der Realität weichen musste. Ein Gedanke schoss mir in den Kopf und mein Gewissen. Es war wie damals in der Schule. Man träumt gerade von der Mitschülerin, die eine Reihe vor einem sitzt, und lässt seiner Fantasie freien lauf. Jedwedes Geschehen wird vom Hirn ausgeblendet und die Welt dreht sich nur noch um diese eine besondere Person. Und plötzlich blendet sich die Realität ein und erzeugt mit ihrer Anwesenheit Unbehagen. Genau so erging es mir in jenem Moment. Ich fühlte mich desavouiert. So, als ob irgendwer auf mich geschossen und mein Innerstes getroffen hätte. Ich fühlte Blicke auf meinem Körper.
Ich wurde beim Spannen erwischt.

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