Schuld und Sühne

Nach dem großen Sterben – Teil 15

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Schuld und Sühne

Schuld und Sühne

Reinhard Baer

Ich beschloss, beide wie gleichberechtigte Partnerinnen zu behandeln. Das heißt einen Guten-Morgen, Gute-Nacht- oder Einfach-Nur-So-Kuss gab es auch vor der jeweils anderen, nötigenfalls immer im Doppelpack.
Wie sich bald zeigte wurden kleine Gesten wie Händchenhalten und ähnliches toleriert ohne dass ich Unmut oder Eifersucht erkennen konnte. Blieb der Austausch von Körpersäften. Ohne dass es jemand ausgesprochen oder verlangt hatte, geschah dies diskret. Wenn sich eine Gelegenheit ergab oder die Gelegenheit herbeigeführt werden konnte, tat ich es mit der einen oder der anderen.
Ich kann mich noch gut an das erste Mal ‚danach‘ mit Linda erinnern.

Wir hatten eine kleine Siedlung gefunden, die komplett von ihren Bewohnern verlassen worden war und uns in einem der Häuser einquartiert. Jill hatte ihre Tage und wie üblich ging es ihr dabei nicht besonders. Schon am frühen Abend ging sie ins Bett.
Linda und ich saßen auf der Veranda und warteten auf den Sonnenuntergang. Plötzlich sagte Linda: „Lass uns doch mal schauen was die anderen Häuser noch zu bieten haben.

Wir fingen mit dem letzten Haus auf unserer Straßenseite an. Wollten uns dann zurückarbeiten zu unserem Startplatz. Wie üblich war der Küchen- und Vorratsbereich geplündert und nicht mehr viel vorhanden, was des Mitnehmens wert gewesen wäre. Vier Jahre nach der Apokalypse wurde es immer schwieriger Konserven und ähnliches zu finden. Und wenn man welche fand, waren sie meist längst abgelaufen.
Besser sah es häufig in den Obergeschoßen aus. Hier gab es oft Zimmer in denen seit dem großen Sterben keiner mehr gewesen zu sein schien. In diesem Haus hatte mindestens eine junge Frau gelebt. Kommoden, Wäsche- und Kleiderschränke waren noch in tadelloser Ordnung. Es war nur ein bisschen muffig in dem Schlafzimmer in dem wir uns gerade aufhielten. Ich öffnete die beiden Fenster. Eine frische Brise erfüllte den Raum.

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