Schuld und Sühne

Nach dem großen Sterben – Teil 15

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Schuld und Sühne

Schuld und Sühne

Reinhard Baer

Fasziniert schaute ich Linda dabei zu, wie sie bedächtig alles durchschaute, ohne Unordnung zu machen. Verzückt nahm sie einen Slip nach dem anderen aus einer Wäscheschubblade und betrachtete sie, während in meiner Hose ein Hörnchen wuchs.
Sie benahm sich plötzlich wie ein kleines Mädchen an Weihnachten, nicht wie die erfahrene seit Monaten in der Wildnis heimische ‚Überlebende‘ mit Pistolenholster an der schmalen Taille. „Uih, ich glaube, hier kann ich mir frische Wäsche besorgen und auch sonst manch schönes.“ Mit einem Augenzwinkern hielt sie mir einen roten, mit Spitzen verzierten Slip unter die Nase. „Was meinst du, würde mir der stehen?“
„Kommt auf einen Versuch an, mir steht Er schon!“
Sie ignorierte meine Zote und suchte zu dem Slip noch ein passendes Hemdchen aus, hielt sich beides vor den Körper und betrachtete sich in dem großen Spiegel an der Schranktür. Dann nahm sie ein Handtuch und ein Badetuch aus dem Schrank und ging ins angrenzende Bad. Dort komplettierte sie ihre Ausrüstung mit Waschlappen und Seife und sagte „Komm mit, du musst pumpen.“
Zielstrebig führte sich mich durch den Hinterausgang in den Garten, in dem eine Wasserpumpe stand. Daneben standen zwei Eimer total abgestandenes Wasser. Ich pumpte zunächst vergeblich, da die Wassersäule abgerissen war, aber nachdem ich einen Eimer der trüben Brühe in die Pumpe eingefüllt hatte, kam zunächst die trübe Brühe und danach mit jeder Pumpbewegung klares kaltes Wasser.
Sie holte derweil die ans Haus gelehnte Zinkwanne und ich musste sie vollpumpen. Währenddessen streifte sie unbefangen ihre Kleidung ab und ich konnte sie das erste Mal unter optimalen Bedingungen betrachten, nicht aus großer Entfernung wie beim Badespaß in Manitou, nicht im halbdunkeln und flüchtig wie am See bei Chattanooga.
Es machte mir Spaß sie zu beobachten.

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