Schützenfest

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Schützenfest

Schützenfest

Johannes Seilmann

Im Dorf war Schützenfest. Ich gehöre zu den Leuten, die unwillkürlich auf Abstand gehen, wenn dieses Volksfest stattfindet. Aber in einem Dorf kann man sich nicht einfach so davonstehlen. Also war ich auf dem Weg zum Schützenplatz, um mich da wenigstens eine Weile auf ein Bier sehen zu lassen. In der Dorfstraße begegnete mir auf Höhe der Bank die Apothekerin, bei der ich ab und zu Kunde bin. Ich hatte sie schon von weitem erkannt. Bei meinen ersten Einkäufen in der Apotheke war sie mir sofort aufgefallen und ich hatte sie schon damals in den ersten Wochen im Dorf interessiert angesehen. Einmal hatte ich sie sogar etwas zu erfreut begrüßt, so dass sie mich erstaunt angesehen hatte. Seitdem wusste ich nie so genau, ob ich sie zu meinen Bekannten zählen sollte oder ob sie sich mir gegenüber nur distanziert freundlich verhielt, wie es bei allen anderen Kunden auch üblich ist. Jedes Mal wenn ich die Apotheke betrete, bin ich gespannt, in welcher Stimmung sie sein würde. Wenn mich ihr Kollege bedient, bin ich immer etwas enttäuscht, versuche mir das aber nicht anmerken zu lassen.
Jetzt kam sie mir entgegen und ich bemühte mich, nicht allzu neugierig auf ihren Körper zu schauen. Sie hat in meinen Augen das gewisse Etwas, das mich magisch anzieht, eine besondere Art der Attraktivität. Als ich letztens entdeckte, dass sie ein Tattoo im Nacken hatte, war meine Neugier noch etwas größer geworden, sie mal weniger bekleidet zu treffen.
„Na, zum Schützenfest?“, fragte sie mich zur Begrüßung.
Das überraschte mich, ich hatte nur mit dem üblichen „Hallo“ gerechnet, mit dem wir uns sonst grüßten, wenn wir uns im Supermarkt trafen.
„Ja“, antwortete ich, fügte dann aber schnell hinzu: „Ich bin überhaupt kein Schützenfestfreund, aber man muss sich ja mal sehen lassen.“
Sie lachte.
„Ja, das geht mir auch so. Sonst wäre ich auch nicht dagewesen. Jetzt ist es für dieses Jahr wieder genug.“
„Ehrlich?

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