Sie wehrt sich nicht, als er beginnt an ihr herumzufummeln, ermuntert ihn aber mit keiner Geste, mit keiner Regung und schon gar nicht mit einem Wort. Sie ist und bleibt stumm. Als er sie auf den Mund küssen will, stößt sie seinen Kopf zurück, duldet aber, dass er sie weiter befingert, liebkost, ableckt. Dann steht sie abrupt auf und er fürchtet schon, dass das Ende der Liebe gekommen sei, bevor sie richtig begonnen hat. Aber sie sucht nur ihre Handtasche, kommt zurück und drückt ihm ein Kondom in die Hand. Sie wartet, bis er es aufgezogen hat und legt sich dann, in einer plötzlichen Anwandlung auf ihn, einfach nur auf ihn und schiebt, irgendwie unbeholfen ihren Leib hin und her. Er umklammert sie, sie treibt ihn mit ihren Bewegungen zur Eile an. Der Akt ist unspektakulär, kurz und fast ohne Höhepunkt. Als er aufstöhnt, wälzt sie sich von ihm herunter und entschwindet erneut im Bad. Er bleibt liegen, unschlüssig, ob er sich verarscht fühlen soll oder nicht, da kommt sie fertig angezogen aus dem Bad und geht zur Tür. Er springt auf, beeilt sich, seine Kleider anzuziehen, sucht seine Schuhe, die er nicht finden kann, geht nun auch zur Tür, macht das Licht an und sagt, sie solle bleiben, wobei er auf das Bett deutet. Sie schaut ihn einen Moment wieder mit diesem stoischen Indioblick an, der ihn aufs neue erregt, schüttelt aber dann den Kopf. Er ist enttäuscht, steht unschlüssig, unfertig herum. Sie öffnet die Tür, zögert, als ob ihr etwas einfiele, schließt sie wieder und kommt rasch auf ihn zu, umarmt ihn stürmisch, küsst ihn, die Zunge weit in seinen Mund schiebend, klammert sich an ihn, reibt ihre Beine an seine. Ihre Hände wandern auf seinen Rücken, seinen Hintern, seine Oberschenkel. Er ist völlig perplex. Doch als er schon meint, eine zweite Runde sei angesagt, löst sie sich rasch von ihm und lacht ihn zum ersten Mal richtig an und er ist überwältigt von ihrem Lachen. Doch ehe er diese neue Erfahrung genießen kann, ist sie draußen und drückt die Tür demonstrativ vor seiner Nase zu. Als er zur Rezeption kommt und den Schlüssel abgibt, ist sie schon weg. Halb missmutig, halb beglückt macht er sich auf den Weg zu seinem Hotel. Als er vor seinem Zimmer steht und nach der Türkarte tastet, merkt er, dass sein Portemonnaie weg ist, mit dem restlichen Geld und der Kreditkarte – was für ein bodenloser Leichtsinn, diese Schlampe. Fluchend geht er zur Rezeption, lässt sich das Zimmer aufsperren und ruft die Notfallnummer an, um die Kreditkarte sperren zu lassen. Dann setzt er sich auf die Bettkante, holt sich ein Bier aus der Minibar und räsoniert, was er doch für ein grandioser Idiot ist und dass er dennoch diesen Abend nie, nie hätte missen wollen und langsam findet er seinen inneren Frieden wieder.
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