Schwerelos / Völlig losgelöst

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Schwerelos / Völlig losgelöst

Schwerelos / Völlig losgelöst

Bernhard Kempen

Dann drehte sie sich um, kam mir einen Schritt entgegen und schaute mich erwartungsvoll an.
Unsere Nacktheit schuf zwar eine wohlige Atmosphäre der Intimität, aber wir hatten uns immer noch nicht berührt. Nicht mal ein Küßchen auf die Wange oder ein Händedruck zur Begrüßung. Und ich spürte genau, daß Julie noch nicht bereit war, die Distanz zwischen uns aufzugeben. Deshalb war mir nicht ganz klar, was sie nun von mir erwartete.
"Und was jetzt?" fragte ich schließlich, während ich ein unerklärliches Unbehagen zu empfinden begann.
"Wart’s ab", erwiderte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln.
Ich hatte immer noch keine Ahnung, worauf ich warten sollte. Ich merkte nur, daß ich mich immer unwohler in meiner nackten Haut fühlte, bis mir regelrecht schwindlig wurde. Mein Magen schien sich zu heben, und es rauschte mir in den Ohren. Was war plötzlich los mit mir? Ich hatte es noch nie erlebt, daß mir beim Anblick einer nackten Frau schlecht wurde! Zumindest nicht bei einer so hübschen wie Julie.
Als ich die Arme hob und von einem Bein auf das andere treten wollte, stimmte auf einmal überhaupt nichts mehr. Alles drehte sich um mich. Ich strampelte hektisch mit Armen und Beinen, aber dadurch wurde es nur noch schlimmer.
"Bleib ganz ruhig!" riet Julie. "Dann gewöhnst du dich schneller daran."
Was zum Teufel hatte sie mit mir angestellt? Bisher hatte ich immer das Gefühl gehabt, daß ich Julie bedingungslos vertrauen konnte. Hatte sie mich nur in Sicherheit gewiegt, damit sie mich irgendwann in diese Folterkammer locken konnte, um mir ihr wahres Gesicht zu zeigen? Um irgendwelche unaussprechlichen Perversionen an mir auszuleben?
Doch zwischen all diesen verworrenen Gedanken war auch ein vernünftiger, der sich schließlich durchsetzen konnte. Nun begriff ich, was mit mir los war. AG! Natürlich! Antigravitation! Auf so eine Idee konnte wirklich nur Julie kommen!
Ich bemühte mich, das Schwindelgefühl zu unterdrücken und mich an die Vorstellung zu gewöhnen, daß ich gar nicht mehr auf meinen Beinen stand.

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