Wo waren nur meine Kolleginnen? „Ich hole uns Hanfkekse“, sagte Bernd hilfsbereit und stellte sich an einem nahe gelegenen Stand in die Reihe. Ich beobachtete das Mädchen bei seinen Akrobatik-Kunststücken. Hatte die denn gar keine Hemmungen? Wie ein Pfeilbogen dehnte sie sich, und ihre Schamlippen zeichneten sich unter dem Baumwollhöschen ab. Das entging auch den Männern um mich herum nicht. Sie starrten wortlos.
Ich knöpfte mein Kleid wieder zu und sah, wie sich ein Typ zu der Frau gesellte und sie einfach hochhob. Er hob sie auf seine Schultern; sein muskulöser Körper glänzte in der Abendsonne. Nun begriff ich, was hier abging. Die Frau war nicht irgendwer, sondern eine durchtrainierte Künstlerin. Sie sprang auf die Schultern des Mannes, stand frei, wirkte aber keineswegs so, als müsste sie um ihr Gleichgewicht kämpfen. Ich war beeindruckt. Dieser knackige Arsch des Typen! Meine Schläfen pochten, und ich sehnte mich nach Bernd.
„Hast Du mich vermisst?“ flüsterte er, ganz nahe an meinem Ohr, und überreichte mir einen Keks. „Claudia, Britta und Nina sind im Lounge-Zelt“, sagte er. Ich wusste sofort, was los war. Das Lounge-Zelt war eigens für Festivalbesucher eingerichtet worden, die neue Dinge ausprobieren wollten. Bunte Pillen, Hanf mit extrem hohem THC-Gehalt, angereicherte Getränke. Somit würden Claudia, Britta und Nina den Rest des Abends wohl in der Lounge verbringen und von Neil Youngs Auftritt nur Fragmente mitbekommen. „Hör das Licht, sieh die Stimme“ oder so ähnlich.
Bernd knabberte an mir. Oh Gott, ich zerfloss beinahe. Was wollte er nur? Eben erst war er doch noch mit Claudia zusammen? Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, wartete eigentlich nur noch auf Neil Youngs „Heart of Gold“. Eine irische Folksängerin trat auf – in einem dieser klassischen 70er Jahre-Röcke, mit Stirnband und langem Lockenhaar. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass die Frauen hier fast alle gleich aussahen.
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