Dann war da die Geschichte mit dem Teamrapport. Wir sassen auf schwarzen Hockern im Halbkreis zwischen dem Medikamentenschrank und den Wagen mit den Patientenberichten. Wand und Tür zum Korridor waren verglast, und jeder konnte hereinschauen, wie wir da hockten und diskret gähnten. Diese Rapporte nahmen oft kein Ende. So beobachtete man halt Details, nur, um sich nicht zu langweilen und nicht vom Stuhl zu fallen.
Interessant war die Art und Weise, wie wir da sassen. Da hätte sich problemlos ein Soziogramm anfertigen lassen. Die Töchter aus gehobenen Schichten schlugen dezent die nackten Beine übereinander und spielten leise mit ihren grünen, gelben und blauen Korksandaletten. Auch ich gehörte dieser Zunft an. Die einfachen Arbeitermädchen, Pflegeassistentinnen und Töchter von Grundschullehrern etwa hielten es eher mit der Bequemlichkeit. Sie sassen mit gespreizten Beinen, und die weisse Schürze spannte sich über ihre Schenkel. Man konnte mühelos das Höschen sehen, was wohl mit ein Grund war, dass etliche Assistenzärzte während unseres Rapports im Hintergrund werkelten und verstohlen unters Röckchen schauten. Was, wenn es damals schon iPhones, Minicams und dergleichen gegeben hätte? Das Internet wäre voll von jungen Krankenschwestern, mit oder ohne Häubchen, wohlverstanden, und ihre Schenkel wären herangezoomt worden, Krankenschwesternschenkel – der Traum von Tausenden von Männern!*
*Dies ist eine der Stellen, die von Anita Isiris redigiert worden sind. 1978 wusste noch keiner etwas von iPhones, Minicams und Internet!
Ja, und da war dieser Dr. Sebastian Lennon. Er hiess tatsächlich Lennon, und John Lennon war auch noch am Leben! Sebastian Lennon war auffallend oft während unserer Rapporte anwesend, und er amüsierte sich köstlich ob all der grünen, rosa, blauen und orangefarbenen Slips. Ich fand den Mann ausserordentlich begehrenswert. Sollte ich es tun?
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.