Niemand steht über einem anderen, nur weil diese Person ein bestimmtes Geschlecht hat oder mit einer gewissen Hautfarbe geboren wurde. Mein Vater handelt nach festen Prinzipien und alle an Bord sollten diese akzeptieren.“ Nana unterhielt sich noch lange mit Kate. Sie war überglücklich, der Sklaverei entkommen zu sein. Seit sie aus ihrer afrikanischen Heimat entführt wurde, verging kein einziger Tag ohne Tränen. Heute war der erste.
Nachdem Louisa mit Charles Bestrafung fertig war, zog es sie zu Frank Dubrow. Sie traf ihn in seiner Kajüte, wo er eine Liste anfertigte. Frank arbeitete akribisch, indem er die Raubgüter der jüngsten Kaperfahrt zu Papier brachte. Der Gouverneur von Nassau würde Augen machen, wenn er die Liste zu Gesicht bekam.
„So fleißig, Frank! Vielleicht hast du Lust auf etwas Abwechslung?“ Frank Dubrow legte die Feder zur Seite.
„Müsstest du nicht auf Deck sein?“ Louisa strich über Franks Arm, wobei sie seine Venen nachzeichnete.
„Ich habe mein Tagwerk verrichtet, indem ich Master Broughton erneut die Flötentöne beigebracht habe. Nun dürstet es mich nach einem sinnlichen Abenteuer. Ich hoffe, dass du den Mut dafür aufbringen wirst!“ Frank lachte. Er ging in die Knie, um seine Seekiste zu öffnen. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, hielt er ein zusammengerolltes Hanfseil in den Händen.
„Sagt dir der Begriff Hojôjutsu etwas? Deinem erstaunten Gesicht nach zu urteilen, hast du keine Ahnung. Es handelt sich um eine Kunst der Fesselung, die ich in Dejima erlernt habe. Wenn du Lust spüren willst, werde ich dich gerne damit vertraut machen.“ Louisa nahm eine Erregung wahr, die sie nur schwer einordnen konnte. Das Seil in Franks Händen reizte sie mehr als sie sich eingestehen wollte.
„Ich würde es gerne ausprobieren. Sag mir, was ich tun soll!“ Frank wickelte das Hanfseil auf. Er machte es in einer Seelenruhe, die Louisa noch stärker verunsicherte.
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