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„Es tut mir leid, dass ich Sie so in Rage gebracht habe“, empfing Frau Aumeier unser Paar bei der Rückkehr ins Besprechungszimmer. Olivia dachte, sie wäre im falschen Film. Hätte nicht sie Abbitte leisten sollen?
„Wir wollten Sie testen,“ erklärte Herr Huber. „Entschuldigung bitte!“
„Schon gut“ Olivia war versöhnlich. „Aber was wird jetzt?“
Martin wollte sich einbringen, um das Verhalten seiner Frau zu erklären.
„Herr und Frau Andersson,“ fiel ihm die Frau des Jugendamtes ins Wort, „Bei ihrem Engagement was sie für die Kinder aufbringen, können wir gar nicht anders! Und die Rahmenbedingungen, Hausbesitz, Einkommen, ihre Stelle als Pilotin von Verkehrsmaschinen, ihre solide Firma, könnten besser nicht sein! Der zuständige Richter, beziehungsweise Richterin, hat natürlich das letzte Wort. Aber in der Regel folgen sie unseren Empfehlungen.“
Die Eheleute schauten sich an. „Ich gehe davon aus, dass sie die Kinder bald in Empfang nehmen können. Erst einmal über die Pflegschaft. Die endgültige Adoption sollte dann nur noch eine Formsache sein!“
„Hier steht,“ Franz Huber blätterte die Unterlagen durch, „dass sie bereits ein Haus mit Garten erworben haben. Ist das richtig?“
Martin bestätigte den Kauf, erwähnte aber auch, dass sie wegen diverser Renovierungsarbeiten noch nicht eingezogen wären.
Frau Aumeier nahm die Anderssons beiseite. „Wenn sie Clara und Leon für den Anfang zusammen in ein Zimmer legen, hätten wir nichts dagegen. Sie verstehen?“
„Danke!“ Unsere „jungen Eltern“ hatten verstanden. Olivia war außer sich vor Freude. Der Hausumbau würde einem Umzug der beiden Kinder zu ihrer neuen Familie nicht mehr hinderlich im Wege stehen.
Von der Frau vom Jugendamt gab es noch einen Tipp: „Geben Sie ihren Beruf nicht auf! Die Kinder finden es bestimmt cool, wenn die Mammi Flugzeuge fliegt! Und auch Sie werden den Ausgleich brauchen.
„Wir werden sicher nicht alles richtig machen,“ versuchte sich Olivia zu erklären, „aber wir beide haben Clara und Leon in unser Herz geschlossen. Und wir werden alles dafür tun, dass es den Beiden gutgeht und um sie zu verantwortungsbewussten Mitmenschen zu erziehen.
„Sie kriegen das hin!“ Die Vertreter vom Jugendamt verabschiedeten sich von den Anderssons: „Bis nächste Woche!“
„Nächste Woche!?“ Olivias Freude war unbeschreiblich und sie zählte: „Freitag, Samstag, Sonntag…!“ Liv fiel ihrem Mann um den Hals und küsste ihn überschwänglich. „Hast Du gehört? Wir kriegen die Kinder nächste Woche!“
Auf der Heimfahrt überlegte Liv, was alles noch zu tun ist, bevor sie die aufgeweckte Clara und ihren liebenswerten Bruder endgültig aus dem Heim zu sich holen dürfen. „Meine Bilder müssen weg. Und diesmal brauche ich doch deine Jungs aus der Schlosserei…!“ Liv grinste schelmisch. Sie dachte an das stabile Bett, und wie sie ihren Mann mit dem Aufbau gefoppt hatte. Ihre Gedanken schweiften ab zu der Gerte. Und daran, dass sie bald mal wieder etwas anstellen müsste dafür…
„Nils und ich bauen das Bett ab.“ Martin hatte, auch im Hinblick, dass es früher oder später sowieso passieren müsste, dieses bereits für den morgigen Abend geplant.
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