Das war ein abwechslungsreicher Tag. Marianna hatte als sie sich hinter das Bett drückte, drei verschiedene Arten von Slips entdeckt. Einen Tanga mit schwarzer Spitze unter einem der Kopfkissen, ein seidig blaues neutrale geschnittenes Höschen eingeklemmt zwischen Matratze und Lattenrost und das Modell ich-kaschiere-mir-etwas-weg was aber trotzdem im Universum existent ist hinter dem Schubkasten an der Sockelleiste. Schnell mit dem Besenstiel hervorgeholt. Sie legte sie hübsch zusammengelegt auf die Kommode, sollte er entscheiden wer in die nächste Runde, also den Waschgang kommen sollte und was entsorgt werden würde. Beim Händewaschen war sie so in Gedanken und ging die Skripte aus ihren Unterrichtsmaterialien durch. Bald hatte sie ihr erstes Examen geschafft. Für die meiste Zeit hatte sie hier ein nettes Plätzchen für den Nebenjob gefunden. Hier war sie für sich. Konnte in der ausladenden Wohnung alleine ihre Dinge erledigen. Denkprozesse im Kopf verankert durch regelmäßige, gleichbleibende Bewegung. Perfekt. Zurzeit war das ohne Weiteres möglich. Ihr Arbeitgeber hatte eine weitere stürmische Midlife Phase eingeläutet. Geschätzte Dauer: ungefähr sechs Monate bis ein Jahr. War ihr auch lieber als ständig selbsternannte Hausherrinnen vor der Nase zu haben, die einem genauestens hinterließen, was zu tun war. Natürlich in „Einklang“ mit ihrem Partner, der brav parierte. Das war zum Glück erstmal vorbei als die Partnerin besser gesagt dann Expartnerin mit wehenden Fahnen ihre Sachen vom Spediteur abholen ließ. Poly und bi zu sein ist halt nicht für jeden etwas. Manchmal schloss Marianna für sich Wetten ab, wie lange es wohl dieses Mal halten würde. Irgendwo wäre für den Mann ein grundsätzlicher Halt doch das Beste. Instinktiv griff sie sich dabei an das Kreuz, das an einer langen Kette an ihrem Halt hing und bat um Vergebung für alles, was der Mann Menschen und Trümmern hinterlassen hatte. Alles in Allem ein nettes Plätzchen war das trotzdem hier. Gut geschnitten, ruhige Farben und geschmackvoll ausgesuchte Möbel.
Ein Blick in die stählern schimmernden Augenpaare ihres Gegenübers schien ähnliches zu sagen. Allerdings mit einer Nuance, die ihr klar machte, dass sie hier nur geduldet war. „Na Frau Stretmann, sie waren auch fleißig?“ sagte er mit gespieltem Lächeln. Marianna wäre es lieber gewesen er hätte sich nicht weiter um Freundlichkeit bemüht, sondern seine Mundwinkel in der kraftlosen Stellung der gleichmäßig verlaufenden Streifen seines Tommy Hilfiger Hemdes gelassen. Hier, die versprochenen dreißig Euro für die drei Stunden. Die letzten zehn Minuten schenke ich Ihnen. Geht aufs Haus.“, sagte er in sonorem Ton und legte zwei Scheine eine Schale auf das eigens von einem Schreiner angefertigte Mahagoni Sideboard. Wie er es so oft anpries, wenn Besuch da war und seine Putzfrau „zufällig“ noch zugegen war. Und laut seiner Aussage hoffentlich nicht „störte“. Das Verhältnis zwischen den beiden hatte sich etwas abgekühlt in letzter Zeit. Begonnen hatte es an dem Tag, an dem Marianna den fünfzig Euro Schein, auf dem ein Post-It geklebt mit der Adresse seiner Kanzlei klebte, mit dem Hinweis. „Frau Stretmann, Sie haben es sich verdient. Frohe Weihnachten.“ Sogar ein kleines Tannenbäumchen hatte er mit royalblauem Kugelschreiberstrich und tiefen mit der Kugelmine hineingedonnerten Weihnachtskugeln hinterlassen. Das war ja schon fast zu nett um wahr zu sein. Etwas belustigt hatte sie durch die Öffnungen der Kugeln geschaut und den Schein zusammengefaltet an sich genommen.
Seitdem konnte es dem angegrauten Panther nicht ordentlich genug gehen. Immer wieder fand er neue Nischen und Winkel, die dringendst gereinigt werden sollten. Irgendwann hatte sie durch Zufall mitbekommen, wie er und wohl ein Kollege sich unterhielt. Sie saßen wie ein kinofilmschauendes Paar zusammengesunken nebeneinander in der nachgiebigen Couch. Einen Fuß auf den eben noch hochpolierten Glastisch abgelegt. Na wenn das mal gut gehen würde, wenn man auf so großem Fuße lebte. „Ne Frank, ich sag dir, du darfst dich doch nicht mit deinen Zuarbeitern so kollegial verhalten und denen überhaupt eine Möglichkeit verschaffen etwas von dir abzuknöpfen. Das ist verschwendete Lebenszeit. Ist doch klar, dass die nicht drauf kommt dir etwas zurückzugeben von dem Scheinchen. Den hat sie oder die ganze Bagage, die da doch meist mit dran hängt sicherlich gleich irgendwo auf der Straße oder beim Glücksspiel draufgehauen.“, sagte die dunkle Bassstimme und rülpste dumpf. „Wo kämen wir da hin, wenn wir auf Du und Du mit denen in Kontakt gehen. Soweit kommts noch! Irgendwann meinen die noch die Hosen anzuhaben. Ich gebe dir einen sehr einfachen Tipp. Der ist sogar medienwirksam.“ Sagte er mit zunehmend leiser werdender Stimme. Marianna durchfuhr es wie ein Blitz. Was besprachen die da? In Sekundenschnelle war es ihr klar. Und was für Konsequenzen waren für sie daraus abzuleiten? Marianna öffnete ein kleines, weißes Case und pflanzte sich ihren Ohrenstöpsel ein und versuchte mit stoischer Miene den Inhalten im Hörbuch zu folgen. Alles musste sie sich wirklich auch nicht antun. Die Quittung kam noch früh genug. Und schon gar nicht für das Geld, das sie nicht als Lohn bezeichnen wollte. Es war eine Übergangslösung. Eine Brücke in ein finanziell abgesichertes Leben. Sie putzte sich den Weg frei.
Leise ließ sie das Schloss in die Türe fallen. Ihr Handy sirrte in ihrer Jackentasche. Mit müden Beinen schlappte sie aus ihren grauen Wildleder Mokassins. „Morgen schon eine halbe Stunde früher hier sein. Ich möchte für das Buffet etwas kochen, die Küchensituation muss dann bereinigt werden.“ Marianna bestätigte mit einem Daumen hochzeigenden Icon. Bei diesem Menschen wusste sie nicht, wo sie zuerst missionieren sollte und ob das überhaupt ihr Auftrag war. Bald würde der Ehering an ihrem Finger stecken. Wie lange würden Joel und sie es noch aushalten bis der große Tag gekommen war? Ihre Liebe war unermesslich groß angewachsen. So stellte sie sich ihre erste Begegnung zwischen ihren blumigen Laken vor.
Joel würde mit seinen pflichttreuen Händen gleich für die nötige Entspannung in Mariannas Körper sorgen. Oft hatte er sich die typischen Frauenfilme zum Thema treue Liebe und Herzschmerz angeschaut, ganz gleich ob er bereits nach den ersten fünf Minuten wusste was am Ende geschah. Wichtig war ihm seine Marianna. Romantik in Taten war seine Sprache. Ganz gleich ob er durch einen Hagelsturm auf seinem Rad saß und stoisch seine Wege hinter sich brachte um ihr nahe zu sein. Mit eisernem Griff hielt er sich am Lenkergriff und den tosenden Trieb im Zaum, der vor allem dem Manne zu eigen sein schien. Die Wildheit wurde gebändigt und durfte sich in kreativen Ideen austoben, bis sie endlich ein wenig austreten durfte in die Enge seiner jungfräulich anmutenden Zielscheibe seines Begehrens. Die Taten und Liebe wurde jeden Tag größer. Alles an ihr hingegen war zumindest optisch klein. Man könnte fast sagen niedlich. Feuer und Leidenschaft war in dem Lodern ihrer Augen und ihren Worten festzumachen. Ihre Stimme war hell und klang angenehm in so gut wie jedem Ohr. Ihre Hände und Füße im Vergleich zur Durchschnittfrau – wenn sie es denn gibt - relativ klein und der Oberkörper zierlich. Wie ein Gentleman würde er vor ihr auf dem Fersensitz geduldig wie ein Buddha sitzen um jegliche Anstrengung aus ihr zu kneten. Und das obwohl in jeder Berührung, die in Mariannas zartes Gewebe ging, seine Erregungskurve durch die Decke schießen würde. Diese Demutsgeste würde das Band ihrer Verbindung festigen und ein solides Fundament schaffen.
Sie wollten ein Vorbild sein und ihre Familien stolz machen. Auch wenn sie sich oft bremsen mussten, wie ihre Hände an untugendhafte Stellen rutschten und unter den Textilien landeten. Es brodelte in beiden. Nicht mehr lange würden sie fliehen können. Schon länger hatte Joel die vielen Varianten der Pornoseiten nicht mehr verfolgt, weil ihm der Appetit an diesem Billigfleisch vergangen war. Er wollte nur noch mit Hochgenuss in seiner persönlichen Feinschmeckerabteilung sein. Das fiel ihm besonders auf, als er letzten Dienstag die Vorschau seiner Chronik durchstöbert hatte in der zahlreiche nackte Frauen und Männer zu sehen waren und taten worauf sie Lust hatten. Seine Lenden fühlten sich gut durchblutet und eng an. Quälend heiß legte er seine Hand auf seinen prallen Penis, der dankbar zuckte. Er musste ihn einfach aus seinem Käfig lassen. Die dicke Jeans als Keuschheitsgürtel. Die Arbeiterhose für die Anti-Arbeit sprich dem gemütlichen Teil des Lebens. Wie ein angefixtes Tier lag sein Lümmel in seiner Hand. Die Zacken des Reißverschlusses waren weit auseinandergedrückt, sodass er gefahrlos die Naturkräfte walten lassen konnte. Wie ihre Scham wohl aussah? Und sein Schwanz in ihrer vielleicht sogar noch jungfräulichen Lust. Die Vorstellung und seine arbeitende Hand ließ seinem Atem flach gehen. Wie es sich anfühlen würde, wenn ihre kleinen Hände sich um ihn kümmerten und in liebkosten? Jetzt arbeitete er mit beiden Händen an seiner geladenen Lustspritze.
Es war, als spürte er den lieblichen Atem seiner Marianna auf seiner blanken Brust, während ihre Schenkel die gewaltig angewachsene Mannespracht in sich hineindringen und aufsteigen ließ. So eng und gut. Ihr Kopf würde hochrot werden, wie er es tat, wenn sie sich meist schon selbst schneller als andere dabei ertappte etwas Verbotenes gesagt zu haben. Ihre Brüste würden wohlgerundet aus dem noch anliegenden BH hervorlugen, gestützt und geschnürt steil aufgerichtete Warzen zur Schau stellen. Wie eine warme Sommerdusche würden die Wogen der Erregung über beide Körper hinabfließen. Beide machten keine Anstalten einen Gang zurückzuschalten. Im Gegenteil. Er spritzte tief. Er spritzte rein. Er war von Glück beseelt über diese Frau. Marianna war wie von Sinnen. Sie lag neben ihm. Sie war angekommen.
Selbstgemacht
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