Selina stottert

Der Therapeut

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Selina stottert

Selina stottert

Anita Isiris

«Ich… ich… sto…to…tottere wieder viel mmmehr als frü…früher…».

«Lass Dich ansehen, Mädchen. Wo könnte das Problem wohl liegen? Steh mal auf, ja, so ist es gut. Dreh mir den Rücken zu. O.k. Ich werde Dich jetzt an den Schultern berühren. Gut so? Ich streichle Deine Oberarme… feste, dezidierte Bewegungen, keine Kitzelberührungen. Warm. Klar. So magst Du es doch. Ich weiss Bescheid. Ich bin Dr. Jeanrenaud, Dein Therapeut. Bist Du beruflich im Moment stark belastet? Frage ich. Wie kriege ich sie auf mein Pult? Denke ich. Warum weiss ich nicht. Aber ich möchte Selina heute auf meinem Mahagonypult nehmen. Ich werde sanft vorgehen. So sanft, dass sie mich nie mehr vergisst. Und in dieser sanften Leidenschaft… wird sie versinken, tief atmen, tiefenentspannt… und meine Praxis verlassen ohne je wieder zu stottern.»

«Es fühlt sich so… vertraut an, wie er mich gerade berührt. Gut aussehend ist er auch – von seinem Privatleben habe ich allerdings keine Ahnung. Bbbbald… b-b-bin ich s-s-so weit… d-d-d-ass ich im d-d-d-enken sto-sto-stottere…»

«Ganz ruhig jetzt, Selina. Ich denke, ich kann Dir helfen. Mach Dich mal frei, oben, nur oben. Gut so. Schön, wie Du langsam Deine Bluse aufknöpfst. Ich sage Dir das nicht, ich denke es nur. Auch Deine posttraumatische Belastungsstörung, die das Stottern wohl auslöst, werde ich heute nicht zum Thema machen. Es geht jetzt um diese hochspezifische Dr.-Jeanrenaud-Berührungstherapie. Die Therapie, die schon Dutzende Ehefrauen hat dahinschmelzen lassen. Noch immer erinnere ich mich an Luc. Er kam mit Cécilie, seiner Frau, vorbei. Die beiden hatten seit gut einem Jahr keinen Sex mehr und hätten doch so gerne ein Kind gehabt. Dann hatte ich die zündende Idee. Ich habe Cécilie gebeten, sich untenrum frei zu machen. Ich habe ein Schälchen mit Öl gewärmt. Sie auf den Untersuchungstisch gebeten. Ihre Vulva vor den geweiteten Augen ihres Göttergatten massiert. Dann habe ich Cécilie rasiert, und zwar vollkommen. Ich musste sie am Schluss noch in den Vierfüsslerstand bitten, damit ich wirklich die allerletzten Härchen erwischt habe. Damit habe ich Luc aufs Höchste erregt. Nimm sie. Habe ich zu ihm gesagt. Nimm sie jetzt, hier, in meiner Praxis. Noch nie hat ein Paar vor meinen Augen so intensiv gevögelt. Wie zwei Karnickel, die beiden, so süss… Kurz darauf haben sie mir geschrieben. Cécilie war schwanger. Na also. Andere Male war ich selber zugange… immer in Anwesenheit des Gatten. Pascal bei Jeanne. Boumédien bei Nina. Jacques bei Emma.

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