Selins Beichte

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Selins Beichte

Selins Beichte

Andreas

Als ich die Gangway hinabsteige, bemerke ich meine Aufgeregtheit. Mein Herz klopft vor Sehnsucht und der Wunsch meine Liebsten wiederzusehen, er wird übermächtig. Als ich mit meinem Rollkoffer in der Hand die Gepäckausgabe verlasse, sehe ich ein winkendes Kleinkind. Der wuschelköpfige Samir rennt auf mich zu, wobei er seine Ärmchen ausbreitet. Ich hebe ihn hoch, will gar nicht mehr aufhören, ihn zu küssen. Meine Mama kommt hinzu, nimmt mich in ihre Arme. Sie flüstert mir etwas zu, das mich stutzig macht. „Ich hoffe, dass du artig warst, Selin? Wir müssen ja auch noch etwas besprechen!“ Oh je, mir fällt siedendheiß ein, was sie damit meint. Ich sage lieber gar nichts, setze mich dafür unauffällig ins Taxi. Der Kleine darf auf den Kindersitz an meiner Seite, während Fabia neben dem Fahrer Platz nimmt. Als wir bei meiner Mama ankommen, erwartet mich ein leckeres Essen. Ich habe die tunesische Küche vermisst, und freue mich deswegen wie ein Kind über das herrliche Couscous. Ich schaufle kräftig in mich hinein, da dies meine Lieblingsspeise ist. Samir hat auch schon ganz runde Bäckchen, da es ihm offensichtlich auch sehr gut mundet. Da mein Mann noch im Büro weilt und Samir seinen Mittagsschlaf halten soll, bleibe ich noch bei meiner Mama. Fabia führt mich ins Wohnzimmer, nachdem wir den Kleinen in ihr Bett gelegt haben. Meine verwitwete Mutter nimmt mich nun ins Gebet, wobei sie mir heißen Minze-Tee einschenkt. Fabia guckt ernst, als sie mich an etwas erinnert: „Du warst sehr vorlaut am Flughafen, bevor du nach Deutschland gereist bist. Ich habe dir deshalb ja den Brief für Marianne mitgegeben, indem stand, dass sie dich gleich nach der Ankunft übers Knie legen soll. Ich habe mit ihr telefoniert und sie hat mir berichtet, dass sie meinem Wunsch entsprochen hat. Ich finde aber dennoch, dass ich dir auch eine Strafe geben sollte. Du warst sehr unverschämt, und deshalb wirst du dich nun untenrum freimachen!“ Jetzt wird mir aber sehr warm! Ich versuche mich rauszureden, indem ich meine Tage vorschiebe, die mich ja so plagen würden. Mama Fabia glaubt mir natürlich kein Wort. Sie besteht auf dieser Maßnahme, die sie als unerlässlich ansieht. Ich ziehe mir mit zitternden Händen die Hose aus. Gleich nachdem ich aus ihr gestiegen bin, lege ich mein fast knielanges Oberteil ab. Fabia deutet auf mein Kopftuch. Ich nehme es ab, so dass meine schwarzen Haare über meine Schultern fallen.

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