„Never change a winning team!” hatte ihr Chef gesagt, als Olivia die letzten Instruktionen vor der Abreise nach Toulouse bekam. „Ich werde einen Teufel tun und nicht die Pilotin schicken, die sich so viel Respekt verschafft hat und bei dem Flugzeughersteller so hoch angesehen ist.“
So war auch bei ihrem zweiten Abnahmeprocedere keiner der beiden ursprünglichen Piloten an ihrer Seite, sondern der ruhige, besonnene Kollege vom letzten Mal. Die Qualitätsbeauftragten, Kaufleute und Juristen würden erst am Montagnachmittag vor Ort eintreffen. Aber Olivia und ihr Kollege im Cockpit hatten bereits am Montagmorgen ihr erstes Meeting mit dem Herstellerteam.
Ihr Trip nach Boston Tage zuvor verlief ohne Zwischenfälle. Mit Freude dachte Liv an die Stunden zurück als sie, wie von ihrem Mann gefordert, an besagtem Abend mit den schwarzen Lederstiefeln vor dem Bett erschienen war. Martin war geflasht! Wie man Olivia so kennt, trug sie ihre blonden, schulterlangen Haare offen. Und sonst: NICHTS! Mit den Stiefeln sah sie absolut umwerfend aus.
Martins Hände waren überall auf ihrem Körper. Aber im Gegensatz zu ihrem Sex mittags an der Bürotür ging es bei weitem nicht so hart zu. Ihr Mann ergötzte sich zwar daran, als sie ihm ihre Spalte anbot, mit den Stiefeln an den Beinen, den dann weit gespreizten Beinen. Er zog sogar eine Speichelspur über das Leder und dem nackten Oberschenkel hoch zu ihrem haarlosen Heiligtum. Martin liebte es, Küsse auf ihrem Bauch zu verteilen und er zeigte ihr mit jeder Geste, dass er sie begehrte!
Am Sonntag ging der Flug nach Toulouse und Olivia dachte während dieser Stunde nicht nur an die nächtliche Nummer vor fünf Tagen mit den Stiefeln zurück. Martin hatte einen der Mitarbeiter seiner Firma, der dieser Nebentätigkeit in jedem Jahr nachging, als Nikolaus engagiert. Pünktlich zur vereinbarten Zeit klopfte er lautstark an die Wohnungstüre.
Clara wich erst einmal einen Schritt zurück, als der stattliche Mann mit dem weißen Bart im Wohnzimmer erschien. Ihr Bruder dagegen, der mit ein paar Spielzeugautos auf dem Boden saß, schaute hoch und meinte nur: „Oh!“
„Ho, ho!“ Seinen Bischofsstab kurz auf dem Boden aufstampfend, trat der Nikolaus ein Stück näher. Er sollte den Kindern keinesfalls Angst machen. So hatten die Anderssons auch auf die Begleitung des Knecht Ruprecht verzichtet.
Olivia, die die Wohnungstüre geöffnet hatte, stand ein wenig im Hintergrund. Daher schmiegte sich Clara an Martin an. So ganz geheuer erschien ihr die Situation nicht.
„Du musst Leon sein?“, sprach der Nikolaus. Er fragte den Jungen, ob er denn immer brav war, was Leon selbstsicher bejahte. „Stimmt das auch?“ fragte der heilige Mann. Immer noch ohne schlechtes Gewissen nickte Leon erneut.
„Du brauchst keine Angst zu haben;“ wandte sich der stattliche Mann im roten Mantel und der Mitra auf dem Kopf an Clara. „Du gehst doch in die Vorschule?“, fragte der Nikolaus, was Clara durch Kopfnicken bestätigte.
„Hast Du da auch ein Gedicht gelernt?“
Ein wenig schüchtern und leise fing sie an:
„Heute kommt zu uns ins Haus,
der liebe gute Nikolaus.
Er bringt Äpfel, Nüsse, Mandelkern.
Ich hab den Nikolaus so gern!“
Der Fremde mit dem Rauschebart zeigte sich begeistert und strich Clara über den Kopf. „Du bist ein tolles Mädchen! Und ich habe gehört, Du bist auch immer brav gewesen.“
Clara nickte mehrmals.
Der Nikolaus übergab seinen Stab an Olivia. Er ging in die Hocke und reichte Clara und Leon jeweils eine Hand. Leise sagte er: „Eure Mama lässt Euch ganz herzlich grüßen! Sie ist da oben und passt auf Euch auf.“ Dem Nikolaus stieg Wasser in die Augen.
Clara drückte die dargereichte Hand und fragte: „Hat sie uns Livia geschickt?“
Der Nikolaus nickte und antwortete: „Ja, sie hat Dir und deinem Bruder Olivia geschickt!“
„Schaut mal!“ Noch während des Aufstehens öffnete der Nikolaus seinen großen Jutesack. Für Leon gab es ein Säckchen mit Süßigkeiten und Nüssen sowie eine mittelgroße Schachtel eines Zirndorfer Spielwarenherstellers. Und Olivia bekam natürlich auch was Süßes, die obligatorischen Nüsse und eine Puppe. Sie kannte die Verpackung aus der Werbung und war vor Wochen im Spielzeugladen nur schwerlich davon zu überzeugen, dass sie die Puppe einfach so nicht bekommt.
Die Anderssons hatten lange gerätselt, ob der Nikolaus ihre Mutter erwähnen sollte. Letztendlich entschieden sie sich dafür, da die Kinder durchaus das Gefühl bekommen sollten, dass ihre Mama immer noch irgendwie bei ihnen ist.
Severine
Eine nicht alltägliche Familie - Teil 8
31 10-16 Minuten 0 Kommentare
Severine
"Eine nicht alltägliche Familie“ ist die dritte Staffel der Geschichten um die Pilotin Olivia Andersson. Aufbauend auf „Eine nicht alltägliche Beziehung“ und "Eine nicht alltägliche Ehe".
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