Versonnen blätterte Manfred Kowalewski in dem alten Fotoalbum. Die Seiten waren schon leicht angegilbt. Er hatte das Album beim Aufräumen auf dem Speicher gefunden. Der Mann sass in einem Sessel und das Fotoalbum brachte ihn in seine Kindheit zurück. Heute war er Rentner und lebte allein.
Kowalewski war Jahrgang 1950 und war im Ruhrgebiet aufgewachsen. Sein Vater war Bergmann auf der Zeche Consolidation in Gelsenkirchen gewesen. Der kleine Manfred bewohnte mit seinen Eltern ein kleines Zechenhaus im Gelsenkirchener Ortsteil Schalke. Die Eltern hiessen Roswitha und Winfried. Die Menschen in der Strasse hatten nicht sehr viel Geld, aber sie hatten ihren Stolz, Bergleute zu sein und unter Tage Kohle abzubauen. Die Kinder waren täglich draußen und spielten natürlich Fußball auf dem Bolzplatz.
Eines Tages erfuhr Manfred, dass Roswitha nicht seine leibliche Mutter war, sondern seine Stiefmutter. Er war etwa 7 Jahre alt, als er eine Bemerkung seines Vaters aufschnappte und danach fragte. Seine Mutter war kurz nach Manfreds Geburt gestorben und nach dem obligatorischen Trauerjahr hatte Winfried, der von allen Winnie gerufen wurde, wieder geheiratet.
Roswitha hatte Manfred aufgezogen wie ein eigenes Kind.
Einmal hatte sich Manfred beim Fußballspielen verletzt und kam ungewöhnlich früh nach Hause. Sein Vater war auf Schicht und Manfred hörte merkwürdige Geräusche aus dem Schlafzimmer. Ein Keuchen und Stöhnen und die Bettfedern quietschten. Er hörte die Stimme seiner Stiefmutter, die etwas verzerrt und angestrengt klang: „Jaa, machs mir, fick mich richtig durch!“
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