Sie verglich das obenseitige Treiben mit den Erkenntnissen aus ihrem Buch "Sexualität und Sprache" und prognostizierte das baldige Einsetzen der von ihr so bezeichneten "Vulgär-sprachlich untermalten Geschlechtsverkehrphase", dem Abschnitt des Liebesspieles zwischen Mann und Frau, in welchem sich beide gegenseitig mit obszönen und unflätigen Begriffen anfeuern, dem Zustand des absoluten sexuellen Rausches entgegengetrieben. Doch nichts von alledem. Nur schniefen, stöhnen und das profane Aneinanderklatschen nackter Haut. Doch, halt, ein Lichtblick.
Der Akustik nach zu urteilen schien Richard überraschend die Stellung gewechselt zu haben und Yvonne schrie: "Oh mein Gott! hast du mich aber erschrocken!" Martha traf dieser Satz bis ins Mark. "Du blöde Kuh!" dachte die kulturwissenschaftlich geschulte Germanistin unter dem Bett, "es muß heißen: Oh, mein Gott, hast du mich aber erschreckt. Du Schnepfe würdest ja auch richtigerweise sagen: Oh mein Gott, hast du mich aber gefickt. Und nicht: Oh mein Gott, hast du mich aber gefocken." Das auf und ab des Bettes beschleunigte sich und Martha war gezwungen, immer schneller zu atmen bis Richards zufriedenes Röcheln ihrem Leiden ein Ende setzte. So überraschend wie Yvonne aufgetaucht war, so schnell verschwand sie auch wieder. Die zuschlagende Wohnungstür signalisierte Martha Entwarnung und sie kroch unter dem Bett hervor.
Mit einem lauten Knall flog die Tür des Kleiderschrankes auf und Martha sah eine Frau mit blonden Haaren auf den erschöpften Richard zustürmen. Die blonde Frau ballte ihre Faust und schlug sie Richard voll in das Gesicht.
Sex und Sprache
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