In diesem ganzen drunter und drüber war es keine Kunst, Silja zu entführen. Der Schäfer selbst zerrte sie aus dem Traubenbottich; beide torkelten lachend über den Dorfplatz. „Seht her“, schrie er ausser sich, riss Silja den Rock vom Leib und präsentierte seinem Dorf ihren Hintern, von dem der Traubensaft troff. Beim Brunnen waretete schon die Kutsche – ein einfacher Bauernwagen, in dem sich der Dorfmetzger, der Milchmann, der Dorfschullehrer, der Feuerwehrmann und der Landstreicher versteckten.
Silja wusste nicht, wie ihr geschah. Sie wurde an den Handgelenken gefesselt, und der Schäfer schob ein Tuch in ihren Mund. Im Versteck des leinenen Wagenzelts machten sich die Männer über sie her. Das war jedenfalls der Plan. Glühende Zigarren hätten sie an Siljas Pobacken ausgedrückt, ihre Möse mit einer eingefetteten Gurke gepfählt. Peitschenhiebe auf die Oberschenkel, ausgeteilt vom Dorfschullehrer- sollte sich doch die Dorfbevölkerung einbilden, die Hiebe, die weit herum hallten, gälten den Pferden. Der Milchmann wollte Silja vor aller Augen melken und dann feine Nadeln durch ihre Brustwarzen stossen. Der Dorfmetzger hatte drei Messer gewetzt, um Siljas Fusssohlen zu ritzen. Der Schäfer, ihr geliebter Schäfer, hätte Silja vom Knebel befreit und sie vor den andern in den Mund gefickt, mit seinem riesigen Schwengel, und Silja hätte verzweifelt um Luft gerungen. Der Feuerwehrmann hatte mehrere Eimer mit eiskaltem Wasser bereitgestellt, mit denen er Silja quälen wollte.
Nur der Landstreicher hielt sich zurück. In ihm regte sich so etwas wie Respekt vor dieser Frau, die ihm schon so viel Freude bereitet hatte. Er wandte sich von den andern ab und wichste im Versteckten. Irgendwie fand er die geplanten Spielchen schon geil, und Siljas offenkundige Angst erregte auch ihn.
Doch die Übeltäter waren viel zu besoffen, um ihr Treiben fortzusetzen. Lallend krachten sie mit ihren schweren Schädeln an Tischkanten, Holzwände und Treppenabsätze. Dann stand der Wagen in Flammen. Es regnete wie aus Kübeln, der Dorfplatz war leergefegt, die Bottiche schwappten über, die dunkle Brühe bildete kleine Sturzbäche zwischen den Pflastersteinen, und dann hatte der Blitz eingeschlagen.
Mit einem Mal war der Landstreicher hellwach. Er entriss dem Dorfmetzger eines der scharfen Messer, durchtrennte Siljas Handgelenkschnüre, stiess sie aus dem brennenden Gefährt, hechtete hinterher und befreite die beiden Pferde von ihren Koppeln. Er packte die völlig verwirrte Silja an den Hüften, zog sie zu sich auf das kleinere und kräftigere der beiden Pferde und gab diesem die Sporen.
Hinter ihnen verkohlte der Wagen; rötlich lechzten die Flammen.
Der Landstreicher hatte eine Frau gewonnen; der Schäfer hatte Silja an ihn abgetreten.
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