Offenherzig war Silja schon immer gewesen, und grosszügig auch. Aufgewachsen war sie in einer Musikerfamilie; ihr Vater war ein erfolgreicher Cellist; ihre Mutter liebte Operetten über alles. Silja hatte drei Schwestern – Antje, Katja und Nina –und bereits in der Frühpubertät zeigte sich, dass an Silja alles grösser, weiter und offener war als beim Rest der Familie. Vor allem Siljas Busen gab zu reden. Siljas Busen und ihre Art, sich zu kleiden.
Silja kannte keine Scham. Es machte ihr nichts aus, ohne Unterwäsche, nur im weiten, langen, sommergelben Rock im Garten mit den alten Pappeln Rad zu schlagen – sollten sich doch die Amseln, Rotkehlchen und Sperlinge auf den Bäumen an ihrem nackten Fötzchen delektieren.
Im Gegensatz zu Silja waren die drei Schwestern anständige junge Damen, die wussten, was sich gehört. Nahezu allein von der Mutter aufgezogen, weil der Vater oft auf Konzertreisen war, hatten sie früh schon ein Gespür für korrekte Frisuren, frisches Erscheinen und dezente, aber sehr wohl das Weibliche betonende Kleidung mitbekommen.
Auch sonst war Silja anders. Nur sie hatte dickes, prachtvolles Haar, das gülden in der Sonne leuchtete. Sie flocht ihre Locken meist zu Zöpfen, was ihr den Spottnamen „Landei“ eintrug. Noch ganz andere Eier aber barg sie unter ihren Hemden und Röcken, die sie oft bis fast zum Bauchnabel aufgeknöpft liess. „Wenn ich bis oben hin zuknöpfe, platzen meine Kleider“, flachste sie und schenkte ihren spärlicher ausgestatteten Schwestern mitleidige Blicke.
Diese liessen sich nur selten provozieren – sie waren allesamt gertenschlank und bildhübsch – und wussten das auch. Das gewisse Etwas aber hatte nur Silja. Um es auf den Punkt zu bringen: Sie war gemacht für die Liebe. Liebe mit Frauen, Männern, geeigneten Gemüsen, Pflanzen... und, natürlich, Liebe mit sich selbst.
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