Ratlos stand Jessica vor ihrem Kleiderschrank, was sollte sie nur anziehen? Unmengen von Kleider, Hosen, Blusen, T-Shirts lagen schon auf dem Bett, aber keines war für diesen Anlass das richtige Outfit?
Als Tina sie zu ihrer Silvesterfeier einlud, wollte sie spontan `nein´ sagen, doch Tina ließ nicht locker, als sie ihr zögern bemerkte.
„Jessi, du musst mal wieder unter die Leute!“, sagte sie. „Justin ist nun schon seit über einem Jahr Geschichte und du solltest deinen Blick mal wieder nach vorne richten! Andere Mütter haben auch schöne Söhne! Das soll ja nicht heißen, dass du dich Silvester wieder neu verlieben sollst, nur mal wieder etwas maskulinen Duft um die Nase wehen lassen und du dich vielleicht auch mal wieder flach legen lassen solltest. Sonst sind die Spinnweben an deinem Döschen bald undurchdringlich!“ Dabei ließ Tina ihr meckerndes Lachen hören, was für Jessica wie ein Weckruf klang!
Immer noch widerstrebend, sagte sie schließlich zu.
Da die Feier im Haus von Tinas Eltern stattfinden sollte, die auf Kreuzfahrt waren und ihr erlaubt hatten, die Kellerbar für die Silvesterparty zu nutzen. Wer wollte, konnte auch im Haus übernachten. Die meisten Gäste kamen sowieso aus Tinas Bekanntenkreis, sodass es für die eine Selbstverständlichkeit war.
Ihre Tasche für die Übernachtung, hatte Jessica schon fertig gepackt, nur was sie am Abend anziehen sollte, bereitete ihr Qualen!
Schließlich entschied sie sich für eine schwarze, enge Hose und eine schlichte Bluse. Darüber wollte sie noch ihr Samtbolero Jäckchen ziehen, falls es um Mitternacht draußen kalt sein würde.
Sie zog die Sachen an und betrachtete sich in dem großen Spiegel, an der Schranktür.
„Du bist wunderschön, mein Engel!“, hörte sie Justins Stimme in ihrem Hinterkopf, so wie er sie immer genannt hatte. Langsam kroch die kalte Wut an ihrer Wirbelsäule hoch.
Silvester
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