Ansgar glaubte zu träumen? Diese zauberhafte, junge Frau bot ihm an, mit zu ihr nachhause zu kommen. Noch dazu in der Silvesternacht! Leises Misstrauen stieg in ihm auf. Wenn sie nun zu einer Bande gehörte, die ihn dann überfallen und ausrauben würde. Sie konnte ein Lockvogel sein!
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, oder zumindest erraten, stellte sie sich ihm vor.
„Ich vergaß dir meinen Namen zu sagen, Ansgar. Ich bin Silvana. Du darfst mir ruhig vertrauen!“
Er schämte sich, spürte die Röte in seinem Gesicht. In ihren braunen Augen lag keinerlei Arg, wirkten als sorgte sie sich wirklich um sein Wohlergehen. Silvanas feenhafte Anmut bezauberte ihn.
So nahm sie ihn an die Hand, die sich wundervoll weich und warm anfühlte. Sie liefen durch den menschenleeren Park, der auf Ansgar wie eine beruhigende Märchenlandschaft wirkte. Die Kirchenglocke läutete, zeigte die zehnte Stunde des Tages an. Silvana führte ihn aus dem Stadtpark hinaus, bis zu einem kleinen Haus, das in Richtung des Waldes lag. Es war Ansgar noch nie aufgefallen, obwohl er hier früher oft spazieren ging. Silvana öffnete ein kleines, verschnörkeltes Gartentor. Es wirkte ähnlich aus der Zeit gefallen, wie der Rest des Gebäudes. In dem kleinen Vorgarten stand eine meterhohe Fichte, deren Nadelzweige bis auf die Erde reichten. Ansgar spürte, wie der Alkohol seine Wirkung verlor. Er fühlte sich klar, als hätte dieser Ort eine reinigende Wirkung auf ihn. Silvana stieg eine kleine Steintreppe hinauf, die zur Haustür führte. Ansgar folgte ihr, obwohl er Mühe hatte, mit ihr Schritt zu halten. Sie bat ihn ins Innere des Häuschens, ließ ihm höflich den Vortritt. Ansgar fühlte sich sofort heimisch, als er in die gemütliche Stube trat. Es wirkte angenehm altmodisch auf ihn, kaum wie die Wohnung einer jungen Frau. Es gab keine Zimmertüren in dem Häuschen, welche die Räume trennten. Silvana führte ihn in das Wohnzimmer, an das sich die kleine Küche anschloss. Ansgar nahm Platz, setzte sich auf einen zwar alten, aber sehr bequemen Sessel. Ein offener Kamin verbreitete eine angenehme Wärme, die ihm sehr gut tat. Silvana setzte in der angrenzenden Küche Teewasser auf. Er beobachtete sie dabei, bewunderte ihre fließenden Bewegungen. Sie hatte zuvor ihre Jacke ausgezogen, so dass er nun mehr von ihrem Körper sah.
Silvestermärchen
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