Silvesterparty

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Silvesterparty

Silvesterparty

Alina Soleil

„Also, dann auf einen wundervollen Abend!“, sagt Marc und hebt sein Sektglas in die Höhe.
„Auf ein gutes, erfolgreiches neues Jahr“, ruft Tommy, bekommt aber sofort einen Rippenstoß von Biggy. „Erst um Zwölf, das bringt sonst Unglück!“
„Sorry ... dann halt auf ... auf uns!“
„Auf uns!“ Wir prosten uns zu und nippen an unseren Gläsern.
„Wow, der ist aber lecker“, sagt Miriam und nimmt gleich noch einen Schluck. Auch ich bin beeindruckt. Marc hat nicht zu viel versprochen, als er von diesem ganz besonderen Winzersekt schwärmte, den er für unsere Silvesterparty ausgewählt hat. Aromen von Zitrusfrüchten, Äpfeln und Birnen, frische Brioche, eine ausgeprägte Mineralik mit Noten von Kreide, Kiesel und Feuerstein. Schmeckt fast wie ein Champagner, kostet aber nur einen Bruchteil davon. Ich genieße die herrliche, prickelnde Frische und die unmittelbar einsetzende Wirkung des Alkohols.

Während die anderen schwatzend und lachend ihre Plätze an dem großen Esstisch aus massivem Nussbaum einnehmen, halte ich kurz inne und spüre in mich hinein. Fühle und genieße meine Erregung und die Vorfreude auf einen geilen Abend mit lustvollem, wildem Sex. Ganz bewusst waren Miriam und ich mehr als eine Woche lang enthaltsam. Wir tun das immer mal wieder, um unsere Libido für den darauf folgenden Sex zusätzlich zu befeuern. Jetzt bin ich spitzt wie sonst was. Und Miriam nicht minder. Den ganzen Tag schon hängt sie an mir wie eine Klette, drückt ihren Körper bei jeder sich bietenden Gelegenheit an mich und flüstert mir unentwegt kleine schmutzige Sachen ins Ohr. Die geballte Erotik, die sie ausstrahlt, könnte einen ganzen Bus voller impotenter Jesuitenprediger in eine Horde wilder Sexmonster verwandeln.

Ich trinke meinen Sekt in einem Zug aus und setze mich dann zu den anderen an den Tisch. Dort strahlt mir sofort die Hitze eines Raclette-Geräts und zweier Fondue-Töpfe entgegen. Gefühlte zehntausend Watt lassen nicht nur Käse schmelzen und Brühe köcheln, sie heizen den Raum auch wundervoll auf – für später, wenn wir alle deutlich leichter bekleidet unseren Spaß haben werden...

Raclette und Fondue passen nicht nur perfekt zu Silvester, sie harmonieren geradezu ideal mit dem Ambiente des Chalets in den Schweizer Alpen, das wir zum Jahreswechsel gemietet haben: ein Appartement mit ausreichend Platz für sechs Personen, mit mehreren Schlafzimmern und jeweils eigenen Bädern. Der gemeinschaftlich genutzte Wohnraum ist groß wie ein Loft, mit vollausgestatteter Designer-Küche, mit einem separaten Essbereich, in dessen Mitte ein riesiger Nussbaumtisch steht, der es mühelos mit unserem Raclette, den beiden Fondues sowie den zahlreichen Tellern und Schüsselchen mit allerlei Gargut, Kartoffeln, Brot, Fonduekäse, Dips und Saucen aufnehmen kann.

Ein paar Meter davon entfernt lädt eine Sofalandschaft zum Chillen ein. Sie ist so groß, dass zwölf Leute darauf locker Platz finden würden – und zwar liegend. An der Wand links zur Couch ein riesiger Flachbildschirm, und auf der gegenüberliegenden Seite ein offener Kamin mit dem unvermeidlichen Bärenfell davor. Zum Fenster hin ein Lesesessel samt Beistelltischchen und, ein paar Schritte daneben, eine an der Decke befestigten Hängematte. Die Panorama-Glasfront, die sich über die komplette Breite des Gebäudes erstreckt, erlaubt einen herrlichen Blick auf die schneebedeckten Alpen und die tiefergelegenen Skiorte, sodass wir von hier aus um Mitternacht eine perfekte Sicht auf das Silvesterfeuerwerk haben werden. Edler Holzparkettboden schimmert im indirekten Ambientelicht, die Wände des Chalets sind mit Holz, Filz, teuren Tapeten und Leder verkleidet und mit Designobjekten aus Metall und Glas verziert, die perfekt damit harmonieren. Zwei große Spiegel mit Rahmen aus gebürstetem Stahl schaffen interessante Blickachsen und vergrößern den Raum zusätzlich. Es ist Luxus pur.

„Wenn’s zu warm wird, können wir die Balkontür einen Spalt breit aufmachen“, schlägt Franzi vor.
„Oder ein paar Klamotten ausziehen“, lacht Miriam und öffnet die obersten Knöpfe ihrer Bluse.
„Hey, nicht so schnell“, erwidert Marc, „lass uns erst mal was essen. Ich hab ‘nen Mordshunger.“

Trotzdem kann er es sich nicht verkneifen, ihr in den Ausschnitt zu schauen, was ich mit einem fetten Grinsen zur Kenntnis nehme. Marc war früher schon von Miriams Titten fasziniert. Franzi übrigens auch, wie ich mehrfach miterleben durfte. Wir kennen die beiden schon viele Jahre und hatten mit ihnen fantastischen Sex in unterschiedlichen Konstellationen. Zum ersten Mal liefen wir uns in München über den Weg, als Miriam und ich Swingerclubs ausprobierten. Als wir wegen Miriams Job als Hotelmanagerin aus München weggezogen sind, haben wir uns aus den Augen verloren und mehrere Jahre nicht mehr gesehen.

Und dann sind wir uns letzten Herbst wieder über die Füße gelaufen, im Urlaub am Gardasee. In einem kleinen Kaff, das eigentlich niemand kennt. Ein krasser Zufall. Sofort hat’s wieder gefunkt zischen uns. Und nach ein paar geilen Nächten hatte Miriam die Idee zu dieser sexy Silvesterparty. Ich habe das zunächst nur für eine ihrer Launen gehalten, man sagt das ja schnell so dahin: „Hey, habt ihr schon was an Silvester geplant?“ „Nee, ihr?“ „Gut, wollen wir dann was zusammen unternehmen?“

Dass wir Miriams Idee dann in die Tat umsetzten, lag vor allem an Franzi. Sie hat sich praktisch um alles gekümmert. Und sie war es auch, die noch ein drittes Pärchen einladen wollte: Tommy und Biggy, zwei in einer offenen Beziehung lebende Künstler. Er arbeitet als Studiomusiker und sie ist Event-Künstlerin und Influencerin, wie wir in einem Videocall ein paar Wochen vor Heiligabend erfahren hatten. Tommy sieht genauso aus, wie man sich einen skinny Rockgitarristen vorstellt: groß, schlank, um nicht zu sagen, mager, mit langen, glatten, schwarzen Haaren. Biggy ist ein Verschnitt aus Barbie und Punk, ebenfalls sehr schlank und ziemlich zierlich, aber alles andere als niedlich. Zu unserer Silvesterparty trägt sie einen kurzen Lederrock und ein bauchfreies Top. Ihre Beine stecken in knöchelhohen, schwarzen, geschnürten Lederschuhen mit grobstolligem Profil. Die blonden Haare hat sie mit einem Knoten locker zusammengebunden, einzelne, bunt gefärbte Strähnen fallen wirr aus ihrem Schopf.

„Was wollt ihr nachher trinken?“ fragt Marc in die Runde.
„Ich bleib beim Sekt“, erwidere ich.
„Für mich erst mal ein Wasser“, sagt Tommy. Biggy möchte eine Kola Zero. Was wir leider nicht besorgt haben. Also nimmt sie erst auch mal nur ein Wasser. Für Miriam, Franzi und sich selbst öffnet Marc einen 2019er Chablis.
Wir prosten uns nochmal zu und fangen an, unsere Pfännchen zu füllen und rohes, in Streifen geschnittenes Fleisch auf dem heißen Grillrost des Raclettes zu brutzeln oder aufgespießt in Brühe oder heißem Fett zu sieden. Ein rustikales, nicht zu sagen archaisches Vergnügen. Schnörkellos, heiß, fettig.

Schnell lockert sich die Stimmung am Tisch. Wir plaudern über dieses und jenes, über unsere Jobs, über vergangene oder geplante Urlaube, über unsere Lebenspläne. Biggy und Tommy interessiert natürlich besonders, wo und wie wir anderen uns kennen gelernt haben, sowohl als Paare als auch als Pärchen. Und ganz besonders, was wir schon alles so miteinander getrieben haben. Biggi betreibt einen Instagram-Channel und einen eigenen Podcast zum Thema Sex und Wellness und ist immer auf der Suche nach neuen Stories. Ihr erklärtes Ziel ist es, mehr Sexpositivität unter die Menschen zu bringen. Eins ihrer Mottos lautet: „Wenn die Leute mehr ficken würden, wäre die Welt ein besserer Ort.“ Mit Sorge sieht sie eine unheilige Allianz aus konservativen Rechten, woken Linken und Hardcore-Feminist*Innen auf uns zukommen, „die den Menschen den Spaß an der Lust verderben wollen“, wie sie uns wissen lässt, als das Gespräch kurz ins Politische abdriftet.
„Was war denn bisher euer verrücktestes Sexabenteuer“ frage ich sie schnell, bevor die Stimmung allzu ernst wird.
„Oh, gute Frage! Das ist gar nicht so einfach... Da gab’s nämlich einige verrückte Sachen.“

Nach einigem Hin und Her einigt sie sich mit Tommy auf die Nummer in der Alhambra. Die beiden hatten dort tatsächlich Sex in der Öffentlichkeit, trotz der vielen Touristen auf dem Gelände. „Aber so richtig geil war’s nicht, wir mussten dauernd höllisch aufpassen, dass man uns nicht erwischt. Wir haben’s an mehreren Orten gemacht, in der Alhambra gibt’s ja ganz viele Nischen und Türmchen, Büsche und Hecken und so. Ich hatte ein kurzes Kleidchen an, und Tommy hat ihn mir immer mal kurz reingesteckt, drei vier Stöße vielleicht, dann mussten wir wieder aufhören. Manchmal haben wir auch nur an uns rumgefingert, aber nie länger als ein paar Sekunden. Gekommen sind wir dabei nicht. Aber irre war das schon.“

„Boah, das ist ja krass“, sagt Franzi, „das hätte ich mich nie im Leben getraut. Wir haben mal im H&M rumgemacht, in der Umkleide, und natürlich im Freibad, aber das macht ja jeder.“
„Das glaub ich nicht“, meint Marc. „Die Leute sind viel prüder als du denkst.“
„Ich bin eher auf Franzis Seite. Du glaubst gar nicht, wo die Leute überall ficken. Sie geben’s bloß nicht zu“, sagt Miriam, und zieht ihr Oberteil aus. „Ist euch nicht auch so heiß?“ Es ist, als hätten die anderen Mädels nur darauf gewartet, dass irgendwer den Anfang macht. Einen Moment später präsentieren sie uns ihre wundervollen Brüste: appetitlich verpackt im weißen Spitzen-BH (Miriam), in einem schwarzen, engen Korsett (Franzi) oder gleich ganz nackt (Biggy). Meine Güte, schießt es mir durch den Kopf, die hat vielleicht schöne Titten! Ich liebe kleinere Brüste und Buggys Busen hat für mich Idealmaß. Sofort schwillt mein Schwanz an und drückt gegen die Jeans.

„Was ist mit euch?“ fragt Franzi und Jimmy fühlt sich sofort angesprochen. Ohne zu zögern, zieht er sein T-Shirt über den Kopf und zeigt uns seinen kunstvoll tätowierten Oberkörper. Ich will mich jetzt noch nicht ausziehen, kremple daher nur mein Hemdsärmel hoch und öffne einen weiteren Knopf am Kragen. Marc ignoriert Franzis Appell komplett und fragt stattdessen in die Runde: „möchte noch jemand was essen? Wenn nicht, würde ich gerne zum gemütlichen Teil übergehen und mit dem Spiel beginnen.“
„Was denn für ein Spiel?“, fragt Tommy.
„Ein ... Gesellschaftsspiel, würde ich sagen“, antwortet Franzi. „Dabei geht’s darum, Fragen zu beantworten und Aufgaben zu erledigen. Es ist so ähnlich wie Wahrheit oder ...“

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