Simona unter Hypnose

Die Memoiren des Dr. Jeanrenaud

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Simona unter Hypnose

Simona unter Hypnose

Anita Isiris

Fantasie. Inspiration. Die kleine Flamme, die ich über sehr viele Jahre in ihren Seelen am Glimmen gehalten hatte, zur Freude von Ehegatten, Vorgesetzten, Onkeln, Großvätern, Geistlichen und was der männlichen Sündenvertreter mehr sind. Ich habe sie geöffnet, diese Frauen, ihre Seelen, ihre Döschen geöffnet für die Welt der hungrigen Schwänze, die doch nichts anderes suchen als eine warme, feuchte, enge Garage. Aber dann, an besagtem Nachmittag, war meine Lebensbestimmung dahin. Ich wurde als vermisst erklärt, und bis heute ist den Menschen nicht klar, dass mein Leben tatsächlich im Gefängnis, mittels Giftspritze, ausgehaucht wurde. Nun friste ich seit Jahren ein Zwischendasein. Ich schwebe zwischen Himmel und Hölle. Himmel, weil ich vielen Frauen Gutes getan und ihnen das Leben gerettet habe. Hölle, weil ich meine Position und das Vertrauen, das mir entgegengebracht worden ist, zeitweise ein wenig strapaziert habe.
Wie etwa bei Simona, die ich im Einverständnis ihrer Mutter in meiner Praxis hypnotisieren durfte. Meine Memoiren, die bisher noch nicht zu Papier gebracht worden sind, sende ich nun ins Internet, in meinem Schwebezustand zwischen Himmel und Hölle, auf dass die noch lebenden Frauen und Männer meine Irrungen und Wirrungen genießen können. Unter den geneigten Leserinnen werden sich auch ehemalige Patientinnen befinden, ich weiß das.
Der Hypnosekurs, den ich besucht hatte, war an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten. Es handelte sich dabei um ein medizinisches CAS, und ich war der einzige Mann im Kurs. Die Wirkung von Hypnose ist nicht abschließend geklärt. Abgeleitet ist der Begriff vom griechischen „Hypnos“, Schlaf. Es geht dabei um einen Zustand künstlich erzeugten partiellen Schlafs in Verbindung mit einem veränderten Bewusstseinszustand.
Besonders interessiert hat mich, wie ich Frauen mit einfachen Mitteln, also ohne Drogen, denn das wäre zutiefst unethisch, in einen Zustand der hypnotischen Trance versetzen konnte. Meine Patientinnen sollten einen tief entspannten Wachzustand erreichen und damit eine eingeschränkte und auf wenige Inhalte ausgerichtete Aufmerksamkeit. Weil die Sexualität in tief liegenden Hirnkernen, etwa dem Nucleus Amygdaleoideus, getriggert wird, wollte ich versuchen, meine Patientinnen auf ihre zutiefst eigene Sexualität zu lenken. Dr. Jeanrenaud, der Hypnotiseur. An Übungsfällen mangelte es mir nicht, und ich konnte das Ende des CAS kaum erwarten. Mir ging es nur noch um das Zertifikat, das ich einrahmen und über meinem Tropenholz-Arbeitstisch zu den anderen Zertifikaten hängen konnte.

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