Simona unter Hypnose

Die Memoiren des Dr. Jeanrenaud

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Simona unter Hypnose

Simona unter Hypnose

Anita Isiris

Als Mann der Praxis suchte ich eine erste Testperson. Meine Wahl fiel auf die 21-jährige Simone, eine Patientin, die alle Jahre zur Routinekontrolle vorbeikam, in Begleitung ihrer Mutter. Die Mutter-Tochter-Konstellation verunsichert mich grundsätzlich. Denn Mütter sind oft sehr kontrollierend. Wegen diverser Strafanzeigen gegen mich untersuchte ich aber die Mama und dann Simone, die Tochter, im Beisein von Angèle, meiner Assistentin. So bestand die Gewähr, dass ich nichts Unsittliches beging, einmal abgesehen von der medizinisch notwendigen Tastuntersuchung. Spekula liebe ich nicht besonders. Sie sind zu technoid, zu metallisch fürs zarte vaginale Plattenepithel. Aber wie in vielen Bereichen der Gynäkologie gibt es keine neuzeitlichen Instrumente, die den Namen „frauenfreundlich“ zumindest ansatzweise verdienen. Das Beste waren noch die silikonüberzogenen Dildos mit der integrierten Kamera, um etwa das Endometrium darzustellen. Damit hatte es sich aber. Nun aber definitiv zu Simona.
Zu meiner grenzenlosen Überraschung erschien sie eines Tages ohne mütterliche Begleitung, ohne Voranmeldung. Trotz eines gut besetzten Wartebereichs gab ich ihr als Stammkundin den Vorzug. „Was führt Dich zu mir?“, war meine Routinefrage. Simona senkte den Kopf. „Meine Mutter schickt mich. Sie haben uns doch erzählt, dass Sie einen Hypnosekurs besuchen. Und meine Mama möchte, dass ich mit Rauchen aufhöre.“ Mein Herz schlug schneller. Da hatte ich sie also vor mir, die süße Pariserin mit dem gertenschlanken Oberkörper und den ausladenden Arschbacken, die mich jedes Mal in einen rattenscharfen Zustand versetzten. Sie war ohne Begleitung ihrer Mama gekommen, aber in deren Auftrag. „Da lässt sich bestimmt etwas machen“, sagte ich ihr im Brustton der Überzeugung, ohne allerdings auch nur die leiseste Ahnung davon zu haben, ob Hypnose auch bei Rauchentwöhnung funkioniert.
Aber zumindest wusste ich, wie ich Simona in den Trancezustand versetzen konnte. Alles Weitere würde sich ergeben. So unschuldig wie sie vor mir saß, in einem weiten, schwarzen Schlabberpulli und mit zu einem strengen Dutt frisierten Haar, löste sie in mir einen kleinen Hormonsturm aus. Zugleich hatte ich wirklich das Bedürfnis, ihr zu helfen, denn was gibt es Traurigeres als junge Frauen, die an zigarettenbedingtem Lungenkrebs darniederliegen, der restliche Körper gespickt mit Metastasen?

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