Simones Anus

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Simones Anus

Simones Anus

Anita Isiris

Thies' Gesichtsausdruck brachte sie zum Schmunzeln. Immer wieder sah er zu ihr hinüber, und sie wusste, wie sehr sie ihn anzog. Ihr Verhältnis war bis dahin aber platonisch geblieben. Die beiden stahlen zusammen Pferde, hatten sich bereits im Kindergarten kennen gelernt, hatten zwar schon nackt zusammen geduscht, aber bei Thies hatte sich nichts geregt. Bei Simone hingegen schon. Sie respektierte aber sein introvertiertes Künstlerwesen und dachte sich, dass, was noch nicht ist, dereinst werden könne.

Thies' schwarzes Haar fiel ihm in die Stirn, was Simone an engagierte Dirigenten erinnerte, und statt des Taktstocks schwang er eben den Malpinsel. Wie lange sie sich in der Hängematte auf dem Vorplatz von This' Atelier entspannt hatte, hätte sie nicht zu sagen vermocht. Ihr Bauch jedoch rumpelte ein wenig und signalisierte Hunger; es ging gegen Mittag. Sie freute sich aufs gemeinsame Picknick mit ihrem Freund; sie hatte leckere Sandwiches gestrichen mit Inhalten, die Thies immer wieder überraschten: Hummerpaste, Meerrettich-Crème, Anchovis, tapenade aux tomates et aux olives. Dazu gab's frisch gekelterten Apfelwein. Simone freute sich auch auf die mittägliche Schwere, die sich einstellen würde, wenn sie nach dem Essen nebeneinander im Gras lagen. Sie liebte es, zu beobachten, wie sich Thies' Bauchdecke hob und senkte.

Was um alles in der Welt malte er wohl? Thies' Wangen waren gerötet, und Simone vermeinte feststellen zu können, dass er ein bisschen zitterte. Thies' Augen glänzten und er wirkte ausgesprochen erregt.

„Komm, Thies, Mittagessen“, versuchte Simone seine künstlerische Enklave zu durchbrechen – aber Thies schien sie nicht zu hören. Simone schwang sich aus der Hängematte und war in vier Schritten bei ihm. „Thies...“. Als hätte sie ihn elektrisiert, fuhr er zusammen und gab der Staffelei einen kleinen Stoss um zu verhindern, dass Simone sein Werk betrachten konnte. „Was zum Teufel...“, dachte sie, erinnerte sich aber daran, einmal gelesen zu haben, dass viele Künstler es nicht mochten, wenn jemand ihr „work in progress“ betrachtete und kommentierte.

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