Unendlich schraubte sich die Serpentinenstraße an der Steilküste des Mittelmeeres hinauf in die schroffen Ausläufer Pyrenäen. Der Dieselmotor des betagten Busses dröhnte angestrengt. Die Tachonadel versuchte krampfhaft, die vierunddreißig Stundenkilometermarke zu überspringen, um auf fünfunddreißig aufzurunden. Das Kühlwasserthermometer stand kurz vor dem Siedepunkt. Auch der Innenraum schien in der gnadenlosen Sonne fast zu glühen.
Sicherlich glühten auch die Gemüter der P.K.W. Piloten, deren Zahl im Rückspiegel des schnaufenden Mobiles unüberschaubar angewachsen war. Nur noch bis zum nächsten Parkplatz, dann wollte er sie von ihren Qualen erlösen.
Zuvor aber, sollte ihre Geduld noch einmal auf eine harte Probe gestellt werden. Denn langsam tauchte vor ihm in der Ferne die Gestalt eines Menschen auf, der mit seinem schweren Rucksack stetig gegen den Berg anstieg, und bestimmt sehnlichst auf eine Mitfahrgelegenheit wartete.
Er hatte eine längere Mittelmeertour hinter sich. Doch irgendwie hatte sich alles verändert, seit er das letzte Mal in dieser Gegend war. Und wie er fand, nicht gerade eben zum Positiven.
Während dieser Gedankengänge näherte er sich langsam der fernen Gestalt. Die nahm mit wachsender Nähe deutlich weibliche Konturen an, die sich immer mehr zu wilder Schönheit verdichteten. Sie war nicht von der Art der poliert geschliffenen Fräuleins aus den Hochglanzmagazinen. Nein, sie hatte kurzes, rotes Haar, beinahe schon einen stoppligen Igel.
Der kurze abgewetzte Wildlederrock offenbarte kraftvolle wohlgestaltete Beine von athletischer Schönheit. Ihr knappes Hemdchen rundete sich über vollen, jedoch nicht zu großen Brüsten, zwischen derer großzügigen Pracht der Schweiß in Bächen herab rann.
Über dem leicht vorgewölbten Bäuchlein hatte sie es zur Kühlung aufgerollt, dass ihn ein süßer Nabel anlächelte.
Trotz des kecken Lächelns stand die Erschöpfung in ihr Gesicht geschrieben. Aber dieses Lächeln war auch ein eindeutiges Signal.
Sirie
oder die Hexe vom Straßenrand
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Sirie
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