Oh Mann! Ich bin kaputt. Seit drei Wochen sitze ich abwechselnd in der Bibliothek und lerne oder ich verdiene mir etwas als Aufsicht bei einer Ausstellung hinzu. Natürlich auch sitzend. Draußen scheint die Sonne und ich befinde mich inmitten von Beton, Ziegelsteinen und Glasfenstern. Wo sind die schönen Zeiten hin, wo an einem lauschigen Plätzchen direkt am türkisfarbenen See das Buch aufgeschlagen wurde? Warum haben Büchereien keine Swimmingpool-Oase für gestreßte Studenten? Ich hätte jetzt gern eine Decke, in der Reichweite ein saftiges, süßes und vor allem großes Stück Wassermelone, etwas Schatten und einen Liegestuhl, von dem aus ich mit meinen Zehen im Wasser rühren kann.
Mein Rücken ist fest wie eine Betonwand. Wer mich jetzt über den Haufen fährt, kann sein Auto gleich in die Schrottpresse bringen. Der Streß der letzten gefühlten 120 Semester liegt auf meinen Schultern und fühlt sich anscheinend recht wohl dort. Also habe ich meinen steinernen Torso, den jedes Antikenmuseum mit Freunde ankaufen würde, zu meiner Orthopädin geschafft und halte nun einen kleinen Schatz in der Hand: ein Rezept über sechs Massagen. Jede verspricht eine halbe Stunde Entspannung. Die Hoffnung stirbt ja zuletzt.
Und natürlich habe ich meine Termine wieder auf die raren, freien Zeiten dieses schicken Jünglings legen lassen, der mich schon einige Zeit zuvor wieder weichgeknetet hatte. Lang ist’s her, seufzt mein Rücken. Ganz schön durcheinandergebracht hatte mich dieser Adonis mit den tollen strahlenden Augen. Und nun stehe ich hier vor meinem Kleiderschrank und überlege, was ich denn heute zum Massagetermin anziehen werde. Ich komme mir dabei schon etwas blöd vor, da es ja eigentlich darum geht, daß ich mich a u s gezogen auf der Liege kneten lasse.
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