Wenn nur der Wunsch nach Gelingen stark ist, das Urteil der Intuition aber unklar, dann kann es heikel werden. An diesem Abend hielt ich das nicht für sehr wahrscheinlich, aber ein offener Ausgang wäre mir nicht recht gewesen. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch.
Klassisch stand er in der Tür, mit langstieliger Rose und Rotwein. Er wirkte heiterer als am Abend zuvor und ernster als am Nachmittag. Er aß wie ein Genießer, ohne Hast, erzählte etwas von seiner Liebe zu Italien und Frankreich, fragte mich ein wenig aus, ohne indiskret zu sein. War er sparsam mit Worten, so ließ sein Blick keine Zweifel aufkommen. Er war aufmerksam, studierte alles, vor allem aber mich. Er suchte unaufdringlich meine Nähe, fand sie auf vielen Wegen. Es begann eine lange Nacht, mit Liebesgeflüster, Liebesspiel, langsamer Liebe, die die Zeit selbst in der Hitze der Nacht einfrieren lässt. Ich empfand eine Vertrautheit, als wäre er schon unendlich lange bei mir. Es war schön, wieder zusammen einzuschlafen.
Das leise Taptaptap erkannte ich sofort. Johanna weinte leise und kroch zu uns ins Bett. Sie bahnte sich ihren Weg in die Mitte, schmiegte sich an meinen Hals, um meinen Puls zu spüren, wie immer, wenn ihr Schlaf von Träumen geplagt war. Da der freie Platz zu meiner Linken nun belegt war, verschaffte sie sich tretend den gewohnten Freiraum. Albert war tapfer, zog sich nur so weit als nötig zurück, murrte nicht. Das war gut so, denn daran würde er sich einfach gewöhnen müssen.
*
So begann es und so ging es weiter. Er ließ sich von gelegentlichen Widrigkeiten und den Schwierigkeiten einer mit einem kleinen Kind notwendigen strengeren Terminplanung nicht abschrecken. Er war einfach da und kam wieder, unspektakulär in den äußeren Umständen, leidenschaftlich und einfühlsam in der Liebe, beständig und bisweilen hartnäckig im Alltagstrubel.
Sommerliebe
Tinas Geschichte - Teil 19
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Sommerliebe
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