Auf dem Weg in die Küche entschuldigt sich Frau Müller nochmals, dass sie mich am Sonntag gestört hat, aber so ganz ohne Wasser ginge es bis Montag wohl kaum.
„Ich kenne mich einfach nicht gut genug aus, und mein Mann ist noch bis Mittwoch beruflich in Asien unterwegs.“, zuckt sie mit den Schultern. Die Hausherrin zieht sich schließlich ins Wohn-Esszimmer zurück, um mich in Ruhe arbeiten zu lassen. Gegen elf ist der Schaden behoben, ich kann das Wasser wieder anstellen und mich bei meiner Auftraggeberin im Wohnzimmer melden. Die sitzt entspannt auf dem großen, gemütlich aussehenden Sofa, ein Glas Sekt vor sich und eine Kunstzeitschrift in der Hand.
„Was würde ich nur ohne sie machen?“, lächelt meine Kundin mich freudestrahlend an. „Darf ich ihnen ein Bier anbieten, oder müssen sie gleich wieder weiter?“, fragt sie gleich hinterher. Ich schaue auf die Uhr.
„Eigentlich ist es noch recht früh, … aber warum nicht“, antworte ich schließlich.
Meine Gastgeberin bietet mir den Platz stirnseitig am Tisch, auf der kurzen Seite des L-förmigen Sofas, an. Als sie mit meinem Bier zurückkommt, nimmt sie über Eck, direkt neben mir Platz, sodass ihr rechtes Knie fast mein linkes berührt.
„Auf meinen Retter“, hebt sie das Glas.
„Auf die Gerettete“, proste ich ihr zu.
„Übrigens, nicht, dass sie mich für so dekadent halten, dass ich jeden Sonntag mein Glas Sekt brauche.“ lächelt meine Kundin mich an, „Aber heute Morgen habe ich mir ein richtig schönes Frühstück gemacht, so mit Rührei, Speck, Toast, Kaffee, Orangensaft und eben einem Gläschen Sekt. … Der ideale Start in so einen langweilig-entspannten Sonntag mit meinen Fachzeitschriften auf dem Sofa.“
„Na ja“, zucke ich mit den Schultern, „so ein entspannter Tag ist nach einer anstrengenden Woche doch auch nicht das Schlechteste.“
„Das stimmt natürlich“, bestätigt mein Gegenüber, „Aber was hab’ ich denn auch für eine Wahl.“
Sie schaut mich an: „Es regnet, meine Freunde machen heute entweder in Familie oder sind unterwegs, … na ja, und mein Mann, … der vögelt wahrscheinlich gerade seine neue Sekretärin in irgendeinem Hotel in Hongkong.“
Sonntagsarbeit
Hausmeisterdienste - Teil 1
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