Allein wollte er das Land nicht erkunden und so hatte er bei einem renommierten Veranstalter eine Gruppenreise im Bus zu den bekanntesten Orten des Landes gebucht.
Die Reise begann Mitte März in dem schlimmen Coronajahr 2020 in Havanna, setzte sich fort über Vinales, Cienfuegos, Santa Clara, Trinidad und Camaguey bis nach Holguin, dem Ort des Rückflugs. Zum Abschluss standen noch drei Tage Entspannung an dem nahen Traumstrand von Guardalavaca auf dem Programm. Die Reise verlief gut, ohne Probleme, aber auch ohne besondere Höhepunkte. Er sah genügend zerfallende Bauwerke, manche eindrucksvollen Paläste aus der Kolonialzeit, auch viele sehr schön restaurierte Gebäude, aber seine Begeisterung für das Land hielt sich in Grenzen. Die Gruppe war ganz in Ordnung, er fand allerdings keinen rechten Anschluss, was ihm aber nicht viel ausmachte, denn er war ohnehin eher ein Einzelgänger. Nach den gemeinsamen Abendessen versuchte er Einblicke in das Alltagsleben der Kubaner zu erhalten, schlenderte durch die nächtlichen Straßen und brachte bei einem Mojito oder einer Cerveza seine spärlichen Sprachkenntnisse in Bars oder Kneipen an.
Die Reise wäre nicht erzählenswert, wenn ihn nicht in Holguin die Liebe mit großer Macht überfallen hätte. Er war nicht abgeneigt, sich mit anderen Frauen einzulassen, seit seine Ehe kriselte, aber es war mühsam, Beziehungen herzustellen, er war kein Frauenheld, und somit beschränkte er sich auf lose Urlaubsbekanntschaften. Erst war er wie gewohnt am späten Abend unterwegs, dann beobachtete er von einer der Steinbänke aus das Leben auf dem Parque Calixto Garcias, dem zentralen Platz im Zentrum. Besonders erfreute er sich an der Musik einer Gruppe von Mexikanern, die aber gar nicht aus Mexiko kamen, sondern von hier waren, wie er später erfuhr, die mit Mariachiklängen auf sich aufmerksam machten.
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