Es war auch für Maria kein Problem, ihr Kind bei der Oma zu lassen, bei der Tante die Ferienwohnung bis Sonntag zu bestätigen und ein Auto zu organisieren. Das Auto, ein uralter Chevrolet, der fast nur noch aus Rost bestand, ein illegales Taxi, gehörte Carlos, einem Bekannten, der nachts junge Leute aus dem Umland in die Diskos der Stadt brachte. Carlos war ein Machotyp, Ende dreißig mit kurzen, gegelten Haaren, der am liebsten bunte, ärmellose Hemden trug, aber er war sehr sympathisch und sehr gut vernetzt. Bevor sie am nächsten Tag nach Gibara fuhren, Händchen haltend auf dem Rücksitz des Straßenkreuzers, machte Carlos noch einen Abstecher bei einer Bank und er hob genügend Bargeld ab, denn ihm war jetzt schon klar, dass er "seiner Maria" etwas da lassen würde, denn er hatte inzwischen einiges mehr über sie erfahren und wusste, dass ihre Armut reziprok zu ihrer Attraktivität war, sie besaß kaum einen Peso.
Am Freitag kamen sie gegen Mittag in Gibara an. Das Haus lag am Rande der Stadt, nur durch eine belebte Straße von einem kleinen Strand getrennt. Es war eines dieser schönen, immer noch reich ausgestatteten Häuser ehemals wohlhabender Familien, die auch nach vielen Jahren Sozialismus ihren Charakter noch immer bewahrt hatten und er war begeistert, dass er ausgerechnet in einem solchen Schmuckstück seinen Urlaub beenden konnte. Zudem war die Besitzerin nicht nur sehr freundlich, sie bot auch an, das Abendessen zuzubereiten, was bei Maria große Begeisterung auslöste, weil es gleich am ersten Abend camarones, also Garnelen geben würde, ihr Leibgericht, von dem sie aber immer nur träumen konnte. Die beiden Verliebten verbrachten wunderschöne Stunden in der schönen, kleinen Stadt und an dem nahen Strand und noch schönere in dem breiten Bett, das mit einem romantischen Tüllvorhang versehen war und auf dem am Abend ein aus Handtüchern gefalteter Schwan auf sie wartete.
Späte Liebe in Zeiten von Corona
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