„Alles gut, komm rein!“, versicherte ich ihr, dass sie damit auf meiner Welle lag. Sie stellte die angekündigte Flasche auf eine Ablage und ich half ihr aus der Jacke.
„Nett hast du es dir und übrigens, die Schürze steht dir gut!“, setzte sie nach und mir wurde klar, dass ich vergessen hatte, sie auszuziehen. Dies wollte ich sofort ändern, doch Simone hielt mich davon ab.
„Lass sie ruhig an, ist manchmal besser so. Ich kenne das von mir, klecker sogar mit einem trockenen Brötchen!“
Also ließ ich es und führte sie in meine Küche. Hier sah sie sich kurz um, schnupperte in der Luft und steuerte den Platz, an den ich ihr zuwies.
„Riecht lecker. Ich hoffe, ich habe dich heute Morgen nicht zu sehr überfahren. Ist schon seltsam, wenn einen ein unbekannter Mensch anspricht und sich zum Essen einladen lässt. Im Nachhinein war es mir sogar etwas peinlich!“
Ich zuckte mit der Schulter, ging zum Herd und übersah die Situation, kam zum Schluss, dass es noch ein paar Minuten dauern konnte. Die Kartoffeln waren zu fest, der Spargel ebenfalls.
„Dauert noch etwas!“, kündigte ich an und Simone nickte.
„Lass dir Zeit, es kommt nicht drauf an. Erstens bin ich zu früh, was an sich schon unhöflich ist und zweitens braucht ein gutes Essen eine angemessene Aufmerksamkeit, wie vieles im Leben!“
Simone hatte eine weiche Stimme, die mir gefiel. Sie tat in den Ohren nicht weh, wie bei vielen anderen Frauen. Kreischende Stimmen waren mir zuwider.
Während ich die Sauce erhitzte, mehrmals mit einer Gabel den Garzustand der Kartoffeln überprüfte, schaute Simone mir dabei zu, schien sich für alles zu interessieren, was ich dort machte.
„Kochst du gerne?“, fragte sie zwischendurch und ich nickte.
„Wenn ich Zeit und die dafür nötigen Zutaten habe, ja. Kommt aber nicht oft vor, leider!“
„Kenne ich, ist alles so stressig in unserer Zeit. Daher bin ich froh hier sein zu dürfen. Ich weiß gar nicht, wie lange es her ist, dass ich Spargel gegessen habe, sicher drei oder vier Jahre!“
Ich sah sie erstaunt an und schüttelte meinen Kopf.
„Das hätte ich nicht ausgehalten. Solcherlei Genüsse sollte man sich gönnen, sonst weiß man nicht, wozu man täglich ackern geht, sein Geld zusammenhält!“
Simone nickte, bekam mit, wie ich die Kartoffeln abschüttete und mir mehrmals beim Pellen die Finger verbrannte. Auch wenn ich das Ergebnis liebte, ich hasste die Ausführung. Zum Glück waren die Knollen relativ groß, daher ging es schnell vonstatten. Danach holte ich mit einem Sieb den Spargel aus dem Topf, richtete ihn an, mit der obligatorischen, fein gehackten Petersilie, und brachte alles zum Tisch. Sauce und Schinkenwürfel folgten. Danach band ich die Schürze ab und setzte mich auf meinen Stuhl, übersah die dampfenden und duftenden Schalen, die sich meinem Blick präsentierten. Mir lief das Wasser im Munde zusammen, als ich es betrachtete.
Spargelessen
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