Rick hingegen schon. Selbst die umfassendste Photoshop- Behandlung konnte nicht alle Falten wegzaubern, die das Leben in sein Gesicht grub. Er hatte wie Jake nichts ausgelassen, reichlich Alkohol und Drogen konsumiert. Dazu kamen die üblichen Geschichten über ausschweifende Sex-Partys, bei denen sich die Groupies die Klinke in die Hand gaben. Trotz all dem fand ich ihn immer noch attraktiv. Ricks volles Haar schimmerte nun silbrig, wie der futuristische Ferrari auf dem Plattencover. Er war auch immer noch schlank, auf eine sehr asketische Weise. Fast wie ein Yogi, der schon lange den Pfad der Tugend verlassen hatte und nun nicht mehr zurück fand. Zigaretten seien sein einzig verbliebenes Laster, las ich, ansonsten wäre Rick Stanton absolut clean. Ich fand nur wenige Bilder, die meistens dieselben waren. Anscheinend setzte das Management auf einen Überraschungseffekt, was sein Comeback anging. Ich war sehr gespannt. Das Interview sollte direkt nach dem Auftritt stattfinden, in der Garderobe des Künstlers. Ich war aufgeregt, wie selten vor einem Gespräch. Rick war immerhin mein größtes Idol, eine der wenigen Schwärmereien, die meine Jugendzeit überlebt hatte. Ich überlegte, was ich zu diesem besonderen Termin anziehen wollte. Es dauerte, bis ich zu einer Entscheidung kam. Ich beschloss, mich von meiner Schokoladenseite zu zeigen. Ja, ich wollte diesen Mann beeindrucken. Es war mir wichtig, ihm zu gefallen. Unbedingt!
Meine Beine waren schön, ohne dass ich eingebildet klingen will. Aber es sagten mir schon viele, Männer wie Frauen. Daher setzte ich auf einen körpernah geschnittenen, schwarzen Rock. Er bedeckte gerade noch meine Knie, wenn ich aufrecht stand. Das Teil wirkte sehr seriös, sah aber auch verdammt sexy aus. Als Oberteil wählte ich eine weiße Bluse, die mir den Look einer erfolgreichen Geschäftsfrau verlieh. Damit das Ganze nicht zu konservativ rüberkam, hängte ich mir eine silberne Kette um den Hals.
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