Ihre Hände, fest auf seine Brust gelegt, richten sich jetzt auf, und ihre Fingernägel fahren herunter und graben sich in seine Haut. Und urplötzlich, gleichzeitig mit einem helltönenden Zischlaut aus ihrem Mund, zeigen sich blutige Kratzspuren, die ihre Augen blitzartig groß werden lassen. Ihm kommt dabei ein Stöhnen an, langgezogen und gedehnt – Das ist – so also, gut! – gibt ihm sein Denken ein – und in seliger Erwartung auf das, was er alles noch vor sich wähnt, schließt er die Augen und spürt, wie sie die blutigen Spuren ihrer Lust aufleckt. Hier ergreift er zärtlich ihren Kopf und gleitet mit seinen Händen weiter über ihren Nacken, bis herunter auf ihren Rücken. Ich muß ihren Körper reiben, sie ist noch immer so kalt – und ein heftiges Auf und Ab seiner Hände über ihren nackten Rücken begleiten seine triebbeseelten Gedanken.
Sie müsse ihren brennenden Durst stillen. – Diese Einflüsterung ihrer Lippen ist ihm wie eine herbeigerufene Unterstützung seiner Begierde. Sie beugt ihr Gesicht jetzt ganz über das seine und drückt ihre Lippen fest auf seinen geöffneten Mund. Dabei schieben sich ihre Hände hinter seinen Kopf, um so den Druck noch verstärken zu können. Schwer atmend hält sie für kurz inne, schaut ihn wie entrückt an und sagt ihm noch was von einem neuen, dunklen Leben, ein frisches Leben, was für sie beide nie aufhören würde – sie stöhnt verhalten – er solle nichts fürchten – einst fühlte sie selbst diese Schmerzen, die er – und wieder graben sich ihre Fingernägel in sein Fleisch, in das seiner Schultern, seiner Oberarme – und wieder leckt sie die roten Rinnsale – bis sie sich wieder leicht aufrichtet, über ihm ist, auf ihm sitzt.
Der Anfang der übersinnlichen Ekstase zeigt sich durch die blutigen Hautfetzen an ihren Fingernägeln. Sie beugt sich noch einmal zu ihm herab, hält ihn fest bei den Schultern, küßt seinen Hals, leckt ihn, öffnet noch weiter ihren Mund, so daß sich ihre Lippen über ihre Zähne erheben – Sein warmes Blut quillt stark hervor, und obschon sie zur Stillung ihres Verlangens bestrebt ist, nach dem Bißkuß das sämtliche Blut, das ihr so süß ist, in sich aufzunehmen, strömt es doch zu stark, denn kleine Rinnsale laufen ihm vom Hals herab auf seine Brust.
Ihm ist als öffneten sich die Pforten des Himmels und der Hölle gleichzeitig. So vereint mit dieser Nachtgestalt – engelsgleich geküßt, teuflisch gebissen – ist vor Wonne vergehen und sterben zugleich.
So stöhnt er voll Entsetzen, voller Lust, als er sie ansieht, wie sich jetzt noch einmal über ihm aufrichtet.Es ist kein Lachen das sie zeigt, da sie, den Mund weit öffnet – ihre Mundwinkel ziehen sich so in die Höhe, daß sich ihre überlangen, blutroten Eckzähne zeigen. Ihre Begierde scheint gestillt, Reste von Blut triefen ihr aus den Mundwinkeln, rinnen herab über ihre himmlischen Brüste und trocknen noch dort, während er schon gestorben ist.
Steintreppen zum Eingang
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