Das Steuerrad

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Das Steuerrad

Das Steuerrad

Johannes Seilmann

Wir hatten im Biergarten gesessen und uns über Segeln unterhalten. Ich hatte über meinen Spaß an Leinen und Knoten erzählt und nach einigen Sätzen hatte sie interessiert gefragt, ob ich noch mit zu ihr kommen wollte. Sie hätte einige Tampen da und wir könnten das Gespräch dann mit Anschauungsmaterial fortsetzen. Ich nahm die Einladung gerne an.
Sie schloß die Wohnungstür auf und ich war erstaunt. Die Einrichtung hätte aus einem alten Segler stammen können. An den Wänden hingen Barometer, Sextanten, der Wohnzimmertisch bestand aus einem großen Steuerrad, auf dem eine Glasplatte lag, unter der die Handspaken hervorstanden. Das Sofa war mit schwerem Segeltuch bezogen und in der Ecke stand eine alte Seekiste.
„Na, hab ich zuviel versprochen?“
„Ich bin beeindruckt. Hast du das alles zusammen gesammelt?“
„Das meiste, ja. Ein paar Sachen habe ich von Flohmärkten. Ich finde, so was regt die Phantasie an.“
„An was denkst du denn, wenn deine Phantasie hier wandern geht?“
Sie begann zu erzählen, daß sie sich auf ein Piratenschiff versetzt in der warmen Südsee. Wilde Leute seien auf dem Schiff und manchmal raubten sie fremde Schiffe aus.
„Findest du das sehr verrückt?“
Ich konnte mir das gut vorstellen, meine Phantasie schweifte noch weiter. Ich fragte mich, ob die Piraten wohl Gefangene machen, aber das behielt ich für mich.
Nachdem ich fragte, holte sie dann ein paar Leinen, wir setzten an den Steuerradtisch und tauschten unsere Kenntnisse aus. Als uns die Seemannsknoten langsam ausgingen, fragte sie mich, ob ich schon mal jemand gefesselt hätte. Nein, nicht mehr seit den Indianerspielen der Kinderzeit. Ich hätte nie drüber nachgedacht, wie man das am besten macht.
„Wenn du`s mal probieren willst, ich stelle mich zur Verfügung.“
Sie sah mich an und ich konnte ihren Blick mit etwas gutem Willen durchaus als Bitte verstehen. Mir wurde klar, auf was sie hinaus wollte und ich fand die Vorstellung irgendwie attraktiv.
Ich nahm eine der Leinen, trat hinter sie, griff ihre beiden Hände und im Nu waren sie hinter ihrem Rücken zusammengebunden. Sie ließ es geschehen, drehte sie dann zu mir um und sie machte ein zufriedenes Gesicht.
„Und, gefällt dir das? Du könntest jetzt alles Mögliche mit mir machen.“
„Denkst du an was Bestimmtes?“
„Ich weiß nicht. Aber mir ist plötzlich so warm. Kannst du dagegen was tun?“

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